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Wanderung von Kvikkjokk nach Hemavan auf dem Kungsleden im September 2015

in Fotos, Berichte und Touren 24.09.2015 18:42
von winni | 6 Beiträge

Der September hatte begonnen und damit im nördlichen Schweden die sonnige, trockene und kühl temperierte Periode, also die Wanderzeit, jedenfalls nach meiner bisherigen Erfahrung. Also beschloss ich, den letzten mir noch unbekannten Teil des nördlichen und südlichen Kungsleden anzuschauen.

Gleich vier Dinge waren diesmal anders bei den Vorbereitungen als bei meinen bisherigen Wanderungen:
1.) die An- und Abreise, 2.) die Wander-Richtung, 3.) das Schuhwerk und 4.) der Zustand meiner Füße.

Zu 1).: Da ich keine Lust mehr auf das Bahnfahren mit stundenlangen Verspätungen hatte, bin ich kurzerhand mal mit SAS nach Luleå geflogen und zurück ging es nach zwei Wochen mit Norwegian von Umeå aus.

Zu 2).: Normalerweise wandere ich von Süd nach Nord, hauptsächlich deswegen, damit ich die Sonne und meistens auch den Wind im Rücken habe. Diesmal habe ich es aus logistischen Gründen leider umgekehrt gemacht und das hat sich auch prompt gerächt: ich wurde oft von der Sonne geblendet und das war ein großes Handikap.

Zu 3).: Ich habe endlich mal ganz auf die unbequemen Wanderstiefel verzichtet. Statt den schon mal positiv erwähnten Sandalen nahm ich aber ganz leichte, luftige und ausgelatschte Freizeitschuhe mit, zumal die mit 600 Gramm noch etwas leichter waren als meine Sandalen. Um trotzdem trockene Füße zu behalten, nahm ich für alle Fälle sehr lange “Hunter“-Gummistiefel mit, welche aber immerhin 2,2 kg wogen. Es zeigte sich sogar, dass dies die richtige Entscheidung war, denn die ersten zwei Drittel des Weges wiesen so tiefe und ausgedehnte Schlammlöcher auf, dass selbst mit Wanderstiefeln die Füße nass geworden wären. So aber konnte ich es mit jedem Schlammloch aufnehmen. Da es aber so viele feuchte Wegstellen gab, habe ich etwa die Hälfte des ganzen Weges mit Gummistiefeln zurücklegen müssen. Na, wenigstens war dann der Rucksack leichter.

Zu 4).: Da meine Füße eine Fehlkonstruktion sind, habe ich nach jeder langen Wanderung als Erinnerung mehr oder weniger lange und unterschiedliche Fußmalaisen davongetragen. Diesmal aber hatte ich schon vor Beginn der Wanderung ein Problem: ein schmerzhafter Fersensporn im linken Fuß. Davon wollte ich mich aber nicht abschrecken lassen.

Die sonstige Ausrüstung war wie im letzten Jahr, siehe den Bericht “Meine Wanderung von Kvikkjokk nach Abisko“.

Zu dem Weg allgemein:

Er führt durch sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Er ist sehr, sehr lang. Ich bin wohl fast 300 km gelaufen in den 12 Tagen. Und es geht meist ’rauf und ’runter und links und rechts. Die Strecke zwischen Kvikkjokk und Ammarnäs ist außerdem sehr einsam, ich habe dort kaum einen Wanderer getroffen. Das mag auch daran liegen, dass diese Strecke keine bewirtschafteten Fjällstugans hat und man unbedingt ein Zelt mitschleppen muss. Andererseits kommt man immerhin durch kleine Ortschaften, wo man auch seinen Proviant ergänzen kann. Wegen der wenigen Wanderer ist dieser Weg auch nicht halb so schlimm ausgetreten wie der nördliche Teil von Kvikkjokk nach Abisko, welchen ich im letzten Jahr erleben durfte. Zur Vitaminversorgung gab es wieder sehr häufig Blaubeeren.

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So geht es nun los am 1. September in Berlin mit einem abendlichen Flug nach Stockholm und von dort mit einem weiteren Flug nach Luleå, wo ich um Mitternacht samt Rucksack ankomme. Es ist schon ein besonderes Gefühl, ’mal nach wenigen Stunden von der Heimat in den Norden Schwedens zu gelangen – das kannte ich noch nicht. Da es mit dem Bus erst am nächsten Morgen weiter geht, laufe ich vom Flughafen in die Stadt und mache eine nächtliche Besichtigung, zumal ich hier noch nie war. Leider macht nicht nur der Flughafen nachts dicht, sondern auch der Warteraum beim Bahnhof und beim Busbahnhof bleiben bis etwa 6 Uhr morgens geschlossen. So wird es eine kalte Nacht in Luleå und am Morgen schmerzt mein linker Fuß mit dem Fersensporn so stark, dass wohl manch anderer auf der Ferse kehrt gemacht hätte und wieder nach Hause gefahren wäre. Ich lief nämlich durch die Stadt mit dem gut 21 kg schweren Rucksack und ohne die Trekkingstöcke, welche mir sonst eine große Hilfe sind.

Um 9 Uhr 30 geht es dann aber trotzdem weiter mit dem Bus nach Jokkmokk. Ich sitze ganz alleine oben im Doppeldecker-Bus und genieße die tolle Aussicht auf die Landschaft, welche nach einiger Entfernung von Luleå sehr schön wird. Das erste Foto zeigt den Bus in Jokkmokk.



Mit einem anderen Bus, welcher leider nur einmal pro Tag hier in diese Richtung fährt, wird die Fahrt nun auch zu einem kleinen Abenteuer, denn dieser Bus ist hauptsächlich dann Schulbus und auch Postbus und macht Abstecher über schmale Erdstraßen zu den kleinsten Liegenschaften, welche nahe der Hauptstrecke liegen. Aber um kurz vor 6 Uhr (die Busse sind in Schweden im Gegensatz zur Bahn sehr pünktlich) bin ich und einige wenige Mitreisende in Kvikkjokk, wo auch schon der Bootsführer auf uns wartet. Der ist etwas enttäuscht, dass nur ich noch weiter und über den Sakkat-See will, aber lehnt es keineswegs ab, mit mir alleine gleich loszufahren. Er fährt dann sogar ein paar Umwege und zeigt mir die Besonderheiten der Umgebung, siehe Fotos 2 bis 4. Als erstes steuert er die Mündung des Flusses Gamajåhkå mit seinen Stromschnellen an und lässt seinen Motor ein paar Sekunden gegen die starke Strömung ankämpfen.



Auf der anderen Seite des Sees in Mallenjarka geht der Kungsleden weiter und dort landen wir an einem langen Bootssteg. Der Bootsführer erhält für seine Extratour von mir einen kleinen Zuschlag zum Fahrpreis, worüber er sich sehr freut. Ich beginne den ersten Aufstieg aus dem Tal heraus und errichte gegen 20 Uhr mein erstes Nachtlager an diesem Nordhang. Die starken Schmerzen vom Fersensporn waren während der langen Busfahrt auf rätselhafte Weise verschwunden, na bitte! Es gibt trotz der kalten Witterung in diesem Septemberanfang erstaunlicherweise noch einige Mücken und viele kleine Fliegen. Das bleibt so während der ganzen Wanderung, solange man nicht oben auf dem Fjäll ist.

Am nächsten Tag wird es ein langer Aufstieg bei praller Sonne und es geht über höchstens 750 Meter Höhe nach Süden. Ich beschließe aus leidvoller Erfahrung, es diesmal langsam angehen zu lassen und am ersten Tag nicht zuviel zu laufen. Als ich dann am späten Nachmittag den Windschutz am Fluss Tsielejåhkå erreiche, sehe ich ein nettes Biwak-Plätzchen am Fluss und lasse mich dort für die zweite Nacht nieder. Hier sehe ich auch die erste große Hängebrücke, von denen es sehr viele auf dem Weg nach Hemavan gibt, später auch sehr oft ganz aus Holz, bis auf die Tragseile.



Nach leicht frostiger Nacht mache ich mich heute auf einen längeren Weg. Die Pausen bleiben kurz, weil es in dieser Gegend noch relativ viele Mücken und Knotts gibt. Spät abends errichte ich meinen Lagerplatz südlich des Sees Tjeggelvas, leider immer noch mit Mücken. Am nächsten Morgen, dem 5. September, breche ich früh auf und muss das Zelt nass einpacken, denn es hatte nachts etwas geregnet. Ich bin jetzt unterwegs nach Vuonatjviken. Auf dem nächsten Foto sieht man im Hintergrund den See Bartávrre.



Auf einer schönen Halbinsel, etwa 5 km vor Vuonatjviken, errichte ich meinen nächsten Biwakplatz und habe schöne Aussichten von dort, siehe die nächsten beiden Fotos. Es wird wieder eine kalte Nacht.



Die nächsten 5 km sind weiterhin sehr schlecht zu laufen, es geht über Stock und Stein, bergauf und bergab. Die ganze Strecke von Västerfjäll bis Vuonatjviken ist ohne Gummistiefel kaum zu laufen. Außerdem ist sie sehr einsam, ich treffe keinen anderen Wanderer. Nach frühem Aufbruch bin ich kurz vor 10 Uhr in Vuonatjviken am See Riebnes. Ich gehe hinunter zum Bootssteg und sehe da auch schon Boot und Bootsführer. Ich spreche ihn mehrmals an aber der zeigt überhaupt keine Reaktion und putzt weiter sein Boot. Irgendwann wendet er sich dann doch mir zu und erklärt mir, dass er mich erst in einigen Stunden ’rüberbringen kann. “So um 1, 2 oder 3 Uhr“ sagt er noch. Na toll, und das bei meinem engen Zeitplan. Ich solle erstmal hoch gehen zur “Reception“, so steht es tatsächlich weiter oben am Hang an einem Gebäude geschrieben, und bezahlen. Dort möchte man stolze 350 Schwedenkronen für die Überfahrt. Na ja, die wissen schon, dass, wer sich bis hierher durchgekämpft hat, keine Alternative hat, denn ein Ruderboot gibt es nicht. Ich bezahle und frage nach einer Quittung: nein, so was hätten sie hier nicht. Auch wieder gut ...

Ich gehe wieder hinunter an den See und sitze da etwa eine Stunde. Da kommt eine Frau von der Rezeption herunter, nein, nicht etwa zu Fuß, sondern mit dem Quad, so wie hier fast alle mit dem Quad durch die Gegend fahren, anscheinend meist zum Vergnügen, gerne auch mit 3 Achsen und manchmal mit Anhänger dran, denn das Ding selbst befördert ja nur eine Person. Sie sagt, das Boot käme gleich vorbei und wenn ich schnell aufspringen könnte, würde man mich mitnehmen. Und fragt, ob ich denn bezahlt hätte. Ja, sage ich. Vertrauen statt Quittung. Nach wenigen Minuten kommt tatsächlich das Boot angerast, hält nur mit der Bugspitze am Steg und ich muss mindestens einen halben Meter hoch auf letztere steigen, dann schnell in die Kajüte und weiter geht’s. Drin sitzen schon zwei italienisch sprechende junge Jäger samt Guide. Das Boot fährt wieder mit Vollgas und die Gischt spritzt an die Scheiben. Wir fahren viel weiter nördlich den See ’rauf und setzen da irgendwo an der steinigen Küste die beiden Jäger mit ihren Hunden aus und fahren dann zurück zu der Stelle, wo ich hin muss, um den Kungsleden weiter zu laufen. Auch dort nur große Steine am Ufer, es gibt keinen Bootssteg. Also die gleiche Prozedur, dass vorsichtig senkrecht zum Ufer herangefahren wird und man dann vom Bug herunter springen muss auf einen passenden Steinblock. Der Guide hilft mir mit meinem Rucksack. Da ist eine kleine Hütte unweit des Ufers. Es geht weiter und Stromschnellen und einen Blick zurück auf den See Riebnes (im Hintergrund) zeigen die nächsten beiden Fotos.



Der Weg ist zunächst recht gut, doch sobald man die Hochspannungsleitung kreuzt wird er sehr schlecht. Es dauert eine Ewigkeit bis ich am nächsten See ankomme und dort zum Glück zwei Ruderboote finde. Es ist nur eine sehr kurze Strecke zu rudern und drüben angekommen suche ich mir gleich einen schönen Biwakplatz. Wieder habe ich keinen Wanderer getroffen. Nach kalter Nacht gibt es am nächsten Morgen etwas Regen und ich bin erst mittags in Jäkkvik, dem ersten Etappenziel. An der Tankstelle gibt es einen kleinen Laden, wo man zu erhöhten Preisen einige Lebensmittel kaufen kann. Die Ausschilderung für den Kungsleden ist in Jäkkvik hervorragend und auch der folgende Weg ist bis nach Adolfsström ausnahmsweise mal sehr gut markiert. Auch wieder sehr einsam, denn auch hier treffe ich keinen anderen Wanderer. Ziemlich spät schlage ich mein Zelt kurz vor Adolfsström in 650 Metern Höhe auf und es wird eine besonders kalte Nacht. Deswegen nehme ich mein Frühstück erst bei der Marina von Adolfsström ein und versuche gleichzeitig Zelt und Schlafsack zu trocknen, siehe nächstes Foto. Das übernächste Foto zeigt die Hängebrücke hinter Bäverholmen.



Es wird wieder eine lange Tour, denn es ist schon der 8. September und mein Rückflug ist für den 15. gebucht; einen Tag Reserve möchte ich zur Sicherheit haben. Ich zelte bei der Rasthütte Sjnulttjie bei Wind in 750 Metern Höhe. Nach windiger Nacht breche ich früh auf. Dieses Fjäll erscheint endlos und man sieht wieder keine Menschenseele. Und es ist kalt und sehr windig. Von den 57 km zwischen Adolfsström und Ammarnäs (ohne Rävfallsstugan, direkt) sind etwa 30 km ununterbrochen Fjäll. Anfangs, wo es genug Wasser gibt, ist es noch von Birkenwäldchen durchsetzt. Später gibt es nur noch freie Sicht und Höhen über 900 Metern. Mit schwerem Gepäck sind diese 30 km an einem Tag kaum zu schaffen. Typische Landschaft unterwegs zeigt das nächste Foto:



Ich bin jetzt im Vindelfjällens Naturreservat. Die nächste Nacht wird wieder sehr kalt und ich habe morgens viel Reif am Zelt und muss es wieder mal nass einpacken. Nächstes Foto: Vindelåforsen



Mittags bin ich in Ammarnäs. Hier kommt man an einem ICA-Supermarkt vorbei, wo man zu ganz normalen Preisen einkaufen kann. Dort höre ich ein ungewöhnliches Gebrüll von Kühen. Da stehen mitten im Fluss Tjulån, der nur ganz flaches Wasser führt und lauter Kies-Bänke hat, die Kühe im Wasser oder eben im Kies. Plötzlich fährt jemand mit seinem Quad die Uferböschung hinunter und mit hohem Tempo durch das flache Wasser und scheucht die Kühe tatsächlich erfolgreich auf ihre grüne Weide zurück. Ein “Moderner Cowboy“ sag’ ich zu dem alten Mann, der plötzlich neben mir steht. Er lacht und setzt sich dann wieder zu den anderen Älteren, welche da, ganz typisch für diese kleinen Siedlungen, auf einer Bank vor dem Supermarkt sitzen und die Neuigkeiten austauschen. Solch ein Supermarkt ist dann ja meist Post- und Busstation obendrein und praktisch das Zentrum des Ortes. Dann geht es, gestärkt mit einigen “Kanelbulla“, weiter Richtung Aigertstugan. Die nächsten beiden Fotos zeigen einen kleinen Wasserfall mit Klamm und dann noch einen Blick zurück auf Ammarnäs und den See Gautsträsket.



Es ist ein warmer und windarmer Tag und ich kann am Abend problemlos in 780 Metern Höhe zelten. Den Platz hinter der Aigertstugan zeigt das nächste Bild.



Nach kalter und windstiller Nacht werde ich morgens von der Sonne geweckt. Es gibt immer noch keinen Wind und fühlt sich daher warm an. Nun geht es Richtung Serve:



Am späten Nachmittag finde ich einen interessanten Biwakplatz an einer alten Holzhängebrücke etwa 2 km vor der Servestugan. Dort gibt es nicht nur interessante Stromschnellen sondern auch noch einen schönen Wasserfall. Es kommen noch drei Wanderinnen mit zwei Hunden vorbei. Der eine Hund hat große Bedenken die Brücke zu überqueren und muss Brett für Brett mit viel gutem Zureden gezogen werden während der andere ganz cool vorne weg läuft. Es gibt übrigens immer noch Fliegen und Mücken, trotz der kalten Nächte.




Es wird wieder mal eine sehr kalte Nacht mit sehr viel Eis am Zelt und demzufolge am Morgen langen Trocknungsversuchen. Die sonnige Zeit hält noch bis mittags an und dann kommen die ersten Wolken. Das wundert mich nicht, denn es ist mittlerweile der 12. September. Auf den nächsten drei Fotos bin ich unterwegs zum See Tärnasjön. Ich erlebe auch, wie mit einem Hubschrauber aus einem riesigen Gebiet Rentiere zusammengetrieben werden. Der fliegt fast zwei Stunden dort herum und lässt ab und zu eine laute Hawai-Sirene ertönen, wenn der Lärm des Hubschraubers nicht ausreicht, die Tiere in genügend schnelle Bewegung zu versetzen.



Ich zelte am Abend direkt am Tärnasjön, etwa 5 km südlich der Tärnasjöstugorna. Er hat dort einen breiten Kiesstrand und wenn es nicht so kalt wäre, hätte ich jetzt endlich mal ein Bad genommen.



Am nächsten Tag ist es bewölkt, und es gibt ab und zu kleinere Regenschauer. Es geht weiter am See entlang nach Süden. Das nächste Foto zeigt schon recht herbstliche Farben und das übernächste den Blick zurück auf den Schärengarten am Südende des Tärnasjön während des langen Aufstiegs auf das nächste Fjäll bis auf 960 Meter Höhe.



Am höchsten Punkt angekommen biege ich nach Westen ab und gehe durch das beeindruckende Syterskalet, ein recht enges U-Tal (nächstes Bild). Der Wind hält sich in Grenzen, aber die Sicht leider auch.



Heute laufe ich sehr weit, denn ich habe beschlossen, morgen schon den Bus zur Rückfahrt zu erwischen, weil die Anschlüsse zeitlich doch sehr eng liegen und ich etwas Bedenken habe, den Rückflug zu verpassen. So gehe ich auf Hemavan zu und laufe und laufe. Ich erwarte wenige Kilometer vor Hemavan, dass der Weg langsam hinunter geht ins Tal aber erstaunlicherweise geht er nach jeder Biegung weiter bergauf. Irgendwann, etwa 2 km vor dem Ort, gebe ich auf und errichte mein Zelt an einem relativ feuchten Ort im Birkenwald. Am nächsten Morgen stehe ich noch im Dunkeln auf und packe meine feuchten Sachen in der Morgendämmerung zusammen. Es gibt keinen Regen mehr und kann ja eigentlich nur noch bergab gehen. Aber es geht weiter mehr bergauf als bergab. Erst ganz kurz vor dem Ortsanfang geht es dann hinunter. Die letzte Strecke ist neu und überreichlich markiert, ein Verlaufen ist unmöglich. Das ist auch gut so, denn es gibt durch den Ski-Rummel im Winter hier ganz viele Wege und Spuren. Wenn man Hemavan erreicht hat, ist man aber noch lange nicht an der Busstation. Es ist noch ein sehr weiter und umständlicher Weg im Zickzack zu laufen, bis man schließlich ganz unten im Tal an der Hauptstraße E12 ist.

Um halb acht besteige ich den Bus nach Tärnaby. Der fährt über kleinste Erdstraßen und große Umwege nach Tärnaby und sammelt dabei ganz viele Schulkinder ein. Als diese dort bei der Schule den Bus verlassen sitze ich alleine darin bis zur Endhaltestelle. Um kurz nach neun geht es mit dem Bus 31 direkt nach Umeå. Bis Storuman sind wir nur drei Passagiere. Wir fahren praktisch die ganze Zeit in dem Tal des Flusses Umeåälven, dem so genannten “Blå Vägen“, eine wunderschöne Route mit anfangs sehr vielen schönen Rastplätzen. In Umeå angekommen, suche ich mir einen Zeltplatz am See Nydalasjön. Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schön und trocken und nach ausgiebiger Zelttrocknung mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Auf einmal wird eine Sehne an meinem linken Fußgelenk ganz schlimm und ich kann nicht mehr richtig laufen. Zum Glück habe ich jetzt genügend Zeitreserve. Und zu meinem ganz großen Glück passiert das erst heute! Nicht auszudenken, wenn das mittendrin irgendwo passiert wäre. Schließlich überquere ich zum letzten Mal den Umeåälven auf einer extrem langen Brücke und erreiche dann im Schneckentempo den Flughafen, wo ich dann mein Gepäck für den Flug völlig umpacke. Hier wird wieder mal kräftig an Personal gespart, alles in Selbstbedienung. Ich checke nicht nur am Automaten ein, sondern der druckt mir sogar das Gepäck-Label aus, welches ich dann selbst am Rucksack befestige und denselben auf das automatische Gepäckförderband lege. Na, jedenfalls komme nicht nur ich sondern sogar meine Rucksack planmäßig kurz vor 22 Uhr in Berlin an und ich bin um Mitternacht zu Hause.


Berlin, den 24. September 2015


Hilfreiche Unterlagen:
Fjällkartan BD14, BD16, AC2; Lantmäteriet Gävle

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