Fjällforum
#1

Wanderung von Kvikkjokk nach Abisko

in Fotos, Berichte und Touren 06.01.2015 13:41
von winni | 6 Beiträge

Vorwort:

Nachdem ich in den letzten beiden Jahren auf dem relativ jungen schwedischen Kungsleden Süd gewandert bin, wollte ich mir diesmal das Original ansehen, den eigentlichen, über 100 Jahre alten “Kungsleden“, und zwar die nördliche Hälfte von Kvikkjokk nach Abisko mit einer ’Netto-Weglänge’ von 220 Kilometern. Dieser Weg liegt nördlich des Polarkreises, streift den “Sarek Nationalpark“ und geht dicht am höchsten Berg Schwedens vorbei, dem “Kebnekaise“.

Dieser Weg ist sehr populär und es laufen sehr viel mehr Wanderer dort und so erwartete ich keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Damit habe ich Recht behalten, denn es gab keine richtigen Probleme, ganz im Gegensatz zu dem sehr einsamen Kungsleden Süd, der aber wahrscheinlich auch im Laufe der Jahre besser werden wird. So hatte ich ja letztes Jahr im nördlichen Teil sehr viele neue Boardwalks gesehen. Hier dagegen waren sie alle ziemlich alt und oft schadhaft, aber es machte trotzdem keine Probleme, da es einen sehr trockenen Sommer mit Rekordtemperaturen hier oben im Norden gegeben hatte. Die Wege waren diesmal nicht zu verfehlen: ich habe mich diesmal also nicht verlaufen und mein GPS-Gerät nicht zwingend gebraucht.

Charakteristisch für diesen Wanderweg ist das fast ständige Laufen über Steine aller Art. Der Weg ist eben im wortwörtlichen Sinne ausgetreten von den vielen Wanderern. Wenn der torfartige Moorboden, der fast überall in dünner Schicht vorhanden ist, zerstört ist, bleiben halt nur noch die Steine übrig. Durch Erosion verschwindet dann auch noch der letzte Boden und sammelt sich dann teilweise wieder in den Senken, wo er dann bei Regenwetter zu herrlichem Schlamm wird.

Charakteristisch für den Kungsleden Süd, besonders den südlichen Teil, ist dagegen das Stapfen durch das Moor, verbunden mit ständig nassen Füßen, es sei dann man benutzt Angler-Stiefel. Wer also das große Abenteuer und völlige Einsamkeit sucht, ist dort besser aufgehoben.

Während es beim Kungsleden Süd viele leere Rasthütten gibt, welche offen stehen für eine Rast oder bei schlechtem Wetter vielleicht sogar für eine Übernachtung, gibt es auf dem alten Kungsleden nur bewirtschaftete STF-Hütten (STF = Svenska Turist Foreningen), wo sogar die Tagesrast was kostet und die Übernachtung stolze 395 oder 430 SEK (SEK = Schwedische Kronen). Für STF-Mitglieder, was die meisten Wanderer sind, ist es billiger. Dafür bekommt man üblicherweise ein einfaches Bett ohne Bettwäsche in einem unbeheiztem Mehrbettzimmer, Küchenbenutzung mit Gaskochern, vielleicht einen Trockenraum für die nassen Klamotten, Wasser aus dem Bach und natürlich Außenklo. Viele der Hütten haben einen kleinen Laden, wo man seinen Reiseproviant auffrischen kann, zu etwa dreifachen Preisen, denn alles wird per Hubschrauber eingeflogen, welche man dort auch öfter in der Luft sieht, zumal sich einige Wanderer in schwer zugängliche Gebirgsregionen einfliegen und auch wieder abholen lassen. Ich habe von diesen Läden natürlich nicht Gebrauch gemacht, denn für mich besteht ja der Reiz meiner Trekkingtour darin, vollkommen autark, also frei und unabhängig zu sein.

Was mir hier noch auffiel war, dass es viele junge Wanderer gab, welche fast alle Deutsche waren und, wie mir ein Hüttenwirt versicherte, fast alle aus Mannheim (wieso eigentlich Mannheim?) und noch sehr viel mehr ältere Wanderer, oft älter als ich (das waren dann aber die berüchtigten ’Alten Schweden’) und außerdem eine erstaunliche Anzahl von alleine wandernden Frauen mit großen Rucksäcken, oft sogar ohne Trekkingstöcke! Aber nur die wenigsten nächtigten im eigenen Zelt, sondern wanderten von Hütte zu Hütte.

Ich habe auf dieser Tour wieder reichlich Blaubeeren essen können, auf die angeblich essbaren Multebeeren, die es nur in dieser Gegend geben soll, habe ich erstmal verzichtet. Ich habe die erstaunlichsten Vogelarten gesehen, welche mir bisher unbekannt waren. Kleine Laufhühner-Vögel beschwerten sich manchmal lauthals über meine Anwesenheit. So soll es ja im Abisko Nationalpark 213 Vogelarten geben! Und wenn ich auf manches Boardwalk stieg, flitzten darunter im Zickzack, oft viele Meter weit, aufgeschreckte mäuseähnliche, teilweise gestreifte, kleine Vierbeiner. Auch konnte ich an einem Biwakplatz mal aus nächster Entfernung eine Maus beobachten, wie sie an grünen Grashalmen knabberte (?!).
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Ich begann meine Tour diesmal schon Ende August, weil ich ja weit in den Norden wollte und keine Winterausrüstung mitschleppen wollte. Außerdem gab es eine günstige Wetterprognose für die ersten Tage der Tour. Der relativ frühe Zeitpunkt hatte allerdings dann den Nachteil, dass ich dieses Mal doch vereinzelt noch auf Mücken gestoßen bin und an manchen Seeufern auf die fiesen kleinen “Knotts“ (zu deutsch: Kriebelmücken).

Aufgrund der Länge des Weges und Unmöglichkeit der Abkürzung - das heißt, es gab nur die Möglichkeit der Umkehr oder dem Durchhalten bis Abisko - rechnete ich wirklich mit jedem Gramm an Rucksackgewicht. So wog beispielsweise meine selbstgebastelte Zeltleuchte ganze 18 g, das ’Rucksack-Kraftwerk’, ein kleines Solarmodul einschließlich Li-Ion Akkuzelle mit 2,9 Ah und Voltmeter zur Spannungsprüfung komplett nur 130 g. Letzteres lieferte Energie im Überfluss zum Aufladen des Handy-Akkus, jedenfalls bei sonnigem Wetter.

Ich rechnete mit 2 bis 3 Wochen Wanderzeit und packte für etwa 2 Wochen Nahrungsmittel ein, natürlich wieder hauptsächlich zuckerfreies Basis-Müsli und Vollmilchpulver. Beides esse ich sonst nie (zumal Milch für Erwachsene ja ungesund sein soll) und bleibt ausschließlich solchen Extremtouren vorbehalten. Der Proviant wog dann alleine immerhin 5,6 kg. Die Kleidung wog einschließlich Sandalen 3,05 kg. Mein neues Zweimannzelt Hubba Hubba HP von MSR wog einschließlich zusätzlicher Boden-Schutzplane nur 2,1 kg. Natürlich hatte ich nur eine Schaumstoffmatte und keine anfällige Luftmatratze. So kam ich auf ein Startgewicht des Rucksackes von nur 18.8 kg ohne Wasser, jedenfalls solange nicht die schweren Lederstiefel daran hingen, was dann später gelegentlich der Fall war. Auf einen Kochtopf hatte ich verzichtet, wegen des Gewichts und weil ich keine gute Holzversorgung auf diesen Wegen erwartet hatte, was sich tatsächlich bestätigte.

Auf Grund der riesigen Entfernung reiste ich dieses Mal nicht von meiner Eremitage in Småland aus mit dem Auto an, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt von Berlin. Die erste Etappe nach Kopenhagen sollte wie üblich mit dem Bus erfolgen, dem Klima zuliebe (das eh’ nicht mehr zu retten ist), doch die Wartezeit dort bis zum Antritt der Zugreise war mir zu lang, sodass ich ausnahmsweise auf einen preiswerten SAS-Flug zurückgriff, die Anreise würde ohnehin schon sehr lange dauern. Dazu musste ich erstmals einen großen Rucksack als Gepäck aufgeben und da hört man ja abenteuerliche Dinge. Die einen sagen: kein Problem, solange nicht irgendwelche Gurte ’rumhängen, welche sich in Gepäckbändern verfangen können. Andere berichten über Beschädigungen durch schlechte Handhabung des Bodenpersonals und fast jede Beschädigung führt ja bei solchen ’auf Kante genähten’ Unternehmungen unweigerlich zum vorzeitigen Abbruch. Also packte ich den Rucksack erstmal speziell für den Lufttransport und packte auch die Trekkingstöcke hinein, die sperrigen Hüftgurte schnallte ich kurzerhand auf der Rückseite des Rucksacks zusammen, was sie dann auch klaglos überstanden. So hatte der Rucksack eine sehr kompakte und rundliche Form und kam auch wohlbehalten an. Die Wanderstiefel und den Anreise-Proviant trug ich in einer extra Plastiktüte als Handgepäck.

So stehe ich dann schwerbeladen am Flughafen in Kopenhagen, wie auf Bild 1 zu sehen ist:

Der Bahnhof befindet sich ja gleich direkt unter dem Haupteingang des Flughafens. Dort geht es dann mit dem Schnellzug innerhalb von 3,5 Stunden nach Norrköping, mit einem Regionalzug weiter nach Västerås. Dort steige ich dann in den Nachtzug, der mich dann in rund 14,5 Stunden nach Boden bringt, mit 1,5 Stunden Verspätung. Die Strecke ist eingleisig und wenn man anfangs eine Verspätung hat, kippt die ganze Planung, da der Zug dann ständig an Ausweichstellen länger als geplant auf den Gegenzug warten muss, und die Verspätung wird immer größer. Ich hatte ein 3-Bett-Abteil gebucht und teilte dies mit einem älteren Wanderer, der in Umeå aussteigen und dann nach Ammarnäs wollte und nun den Anschluss verpasst hatte. Der war aber ganz überzeugt davon, dass die Bahn ihm notfalls auch ein Taxi stellen würde für die restlichen 350 Km, da er ja die Strecke komplett bei der Bahn gebucht hatte. “They have to fix it!“ sagte er mehrmals. Ich bin auch schon mal auf Kosten der schwedischen Bahn mit dem Taxi gefahren. Jetzt wird mir aber mein Fehler schlagartig bewusst: ich hatte die letzten beiden Busfahrten zum Ziel Kvikkjokk nicht mitgebucht, sondern wollte sie vor Ort bezahlen, um flexibler zu sein und Kosten zu sparen. Das war grundfalsch, denn eigentlich weiß ich ja aus Erfahrung, dass es öfter Verspätungen mit den dann folgenden Anschlussproblemen gibt und die Bahn dann ganz konsequent alles regelt, fast egal was es kostet!

In Boden wartet der “Artic Circle Train“, welcher von Lulea bis nach Narvik fährt, tatsächlich immer noch auf die Reisenden des Nachtzuges aus dem Süden! Dann geht es aber sofort weiter und ich fahre bis Murjek, um dort mit dem Bus nach Jokkmokk zu fahren. Bild 2 zeigt das Bahnhofsgebäude von Murjek und eine Säule, wo an den “Art. 19 Human Rights“ erinnert wird:

Bild 2:

Das war wohl die längste Bahnfahrt meines Lebens! Der richtige Bus nach Jokkmokk war natürlich weg, aber es gibt noch einen späteren. Ganz anders die Fahrt nach Kvikkjokk: Die gibt es nur einmal am Tag! Ich klagte dem Zugschaffner mein Leid, das ich nun einen Tag in Jokkmokk ’rumhängen müsste, aber er verwies mich natürlich auf die Tatsache, dass ich die Busreisen nicht bei der Bahn mitgebucht hatte. Es gab noch zwei weitere Reisende, die genau mein Schicksal teilen müssten. Aber dann beim Aussteigen in Murjek die Überraschung: der Schaffner teilt uns mit, dass in Jokkmokk ein Taxi auf uns warten würde und uns ins rund 130 Km entfernte Kvikkjokk fahren würde! Jetzt muss ich wieder mal sagen: das ist Schweden!

Als wir also in Jokkmokk ankommen, steht da ein fast neuer Mercedes Kombi. Die nette schwedische Taxifahrerin bringt uns mit ’Highspeed’ nach Kvikkjokk, auf dem Taxameter steht: “Fastpris 3000 SEK“ – gut, dass wir das nicht bezahlen brauchen! Und haben sogar die Busfahrkarte gespart! Wir kommen sogar noch kurz vor dem geplanten Bus an und die Taxifahrerin lässt es sich auch nicht nehmen, uns direkt über einen sehr schlechten steilen Weg bis zur Fjällstation zu bringen. Als ich sie für die schnelle Fahrt (ernsthaft) lobe, entschuldigt sie sich ganz bescheiden dafür! Leider muss sie wieder leer zurück nach Jokkmokk fahren.

Die beiden anderen Reisenden quartieren sich in der Fjällstation ein, und ich beginne nun meine Wanderung auf dem Kungsleden. Zuvor will ich noch meine Frau anrufen und Bescheid sagen, dass ich wie geplant in Kvikkjokk angekommen bin, aber da ist, für mich sehr überraschend, gar kein Telefonnetz mehr da, jedenfalls kein E-Netz! Nach einigen Kilometern finde ich einen passenden Biwakplatz und baue zum ersten Mal mein neues ’Hitech’-Zelt auf. Das ist ganz einfach: Bodenschutzplane auslegen, drauflegen und prüfen, ob man gut liegen kann, genau darüber das Innenzelt ausbreiten, das aus 6 Segmenten bestehende (aber einteilige) Alugestänge durch Biegung in die 4 Ecken von Plane und Innenzelt stecken, dann letzteres mit 8 Clips an das Gestänge hängen und mit 2 Schlaufen an die Extra-Querstange, dann das Außenzelt drüberlegen, ausrichten und schließlich mit maximal 8 Heringen das Ganze befestigen und verspannen, fertig (siehe auch Bild 23 und 31)! Die Grundfläche ist kaum größer als bei meinem alten Zelt, aber das innere Volumen beträgt ein Vielfaches, denn ich kann fast überall aufrecht sitzen. Die Abendtemperatur beträgt immerhin 8° und es ist hell bis 21 Uhr, selbst um 22 Uhr kann man noch was sehen.

Nach dem kurzen Probelauf am Vorabend geht es nun richtig los, zunächst weiterhin durch Nadelwald in nur rund 500 Metern Höhe über N.N. Am Nachmittag überschreite ich nördlich der Pårtestugan die Grenze des Sarek Nationalpark. Die Landschaft ändert sich noch wenig, ich überschreite das Flüsschen Kallakjåkkå (Bild 5) und um 20 Uhr schlage ich mein Zelt bei der Rittak Rastskydd auf. Temperatur 5° und 850 Meter Höhe.

Bild 3: Beginn des "Sareks Nationalpark" Bild 4:

Bild 5: Wasserfall am Kallakjåkkå

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Aktse. Das Wetter bleibt trocken, windarm und wird immer sonniger. Bild 6 wirft einen Blick auf den Berg Tjakkeli, welcher am südöstlichen Ende des legendären Rapadalen liegt, des angeblich schönsten Tals Schwedens und Hauptanziehungspunkt für alle Sarek-Besucher. Dort soll es schon einige Trampelpfade geben, wenn auch, wie überall im Sarek, ohne Markierungen.

Bild 6:

Auf Bild 7 erblickt man den See Tjaktajaure und Bild 8 zeigt die Brücke über den Suobbatjåkkå. Am Mittag erreiche ich den Laitaure. In diesen See mündet der Fluss Rapaätno des Rapadalen über das einzigartige Laitaure-Delta. Den Sarek Nationalpark habe ich jetzt wieder verlassen.

Bild 7: Bild 8:

Ich schnappe mir eines der STF-Ruderboote und nun kommt auch eine junge schwedische Wanderin hier an, welche mich zuvor schon zweimal überholt hat und die ich dann bewundert habe, wie sie schnellen Schrittes ohne Treckingstöcke über die steinigen Pfade ’schwebt’. Ja, es gibt zwei Möglichkeiten über diese Pfade zu laufen, entweder langsam und kräftesparend, jeden Stein in Lage, Form und Größe einschätzend oder so schnell, dass man gar nicht Zeit hat hinzufallen, falls man mal abrutscht oder daneben tritt, aber dazu braucht man viel Kraft und entsprechende Pausen. Jedenfalls biete ich an, sie mitzunehmen, aber sie möchte lieber stundenlang (bis 17 Uhr) auf das Motorboot warten! Sagt sie doch glatt, es wäre dann zu schwer für mich, naja, billige Ausrede, denn das stimmt gar nicht. Man sitzt nämlich als Ruderer sehr weit vorne in dem komischen Ruderboot, so dass der Bug zu tief eintaucht und eine zweite Person im Heck sitzend eher den Strömungswiderstand verringern würde. Also rudere ich alleine los, was zunächst schwer fällt, weil die Boote keine Ruderdollen haben sondern die Ruder einfach durch eine kleine Seilschlinge, an einem hochkant stehenden Brett als Anschlag, geführt werden. Das bedeutet, dass man beim Rudern mindestens zwei Freiheitsgrade der Bewegung mehr hat. Da aber kein Wind weht, schaffe ich die 4 Km (wegen kleiner Umwege) bis zum gegenüberliegenden Ufer in einer guten Stunde (Bild 9).

Bild 9:

Dort liegt die winzige Ansiedlung Aktse und jetzt geht der Weg 500 Meter hinauf. Um einen Blick in das Rapadalen zu haben, müsste ich jetzt einen Abstecher westlich zum Berg Skierfe machen, aber das macht nur Sinn bei exzellenter Sicht und überschüssigen Kräften, über die ich leider nicht verfüge. Stattdessen werfe ich einen Blick zurück auf den Laitaure mit Bild 10.

Bild 10:

Bild 11 zeigt mal drei halbzahme Rentiere, welche hier überall ’rumlaufen und sich gerne auf den Hügelkuppen aufhalten, wahrscheinlich der besseren Übersicht wegen.

Bild 11:

Aus noch größerer Höhe sieht man nicht nur den Laitaure sondern auch noch den Tjaktajaure im Hintergrund (Bild 12 und weiter östlich noch Bild 13).

Bild 12: Bild 13:

Nun geht es wieder bergab und weiter nördlich sieht man schon die nächsten Seen, Sitojaure und Kåbtajaure (Bild 14).

Bild 14:

Im Birkenwald des Talhanges finde ich einen ebenen Platz zum Zelten etwa 1 Km vor dem Bootsableger bei Svine. Die Wolken verschwinden immer mehr und die Abendtemperatur beträgt nur noch 0°. Es gibt weiterhin kein Telefonnetz und ich laufe deswegen bereits etwas länger als geplant, immer in der Hoffnung, im nächsten Tal vielleicht wieder Empfang zu haben.

Am nächsten Morgen sind es –3° und das Außenzelt ist total vereist. Ich versuche das Eis zu entfernen und das Zelt zu trocknen (Bild 15).

Bild 15:

Bei sonnigstem Wetter rudere ich über den Kåbtajaure zur Sitojaurestugorna (Bild 16).

Bild 16:

Das Boot hat wieder die gleichen Mängel wie am Tag zuvor, vielleicht damit die Leute nicht aus Spaß auf dem See herumrudern. Es sind wieder mindestens 4 Km, da ich zum Ende hin die falsche Route einschlage und wegen vieler Steine im flachen Wasser wieder umkehren muss. Ich sehe jetzt, wo das Motorboot lang fährt und verstehe nun auch den Sinn der vielen Stangen im Wasser. Beim Versuch das Ruderboot auf eine schräge Holzrampe am Ufer zu ziehen, rutsche ich aus und falle ins Wasser – hüfttief. Ich ziehe alles aus, um das Wasser aus den Hosentaschen und Stiefeln zu kippen und die Sachen auszuwringen. Gern hätte ich die Sachen in der herrlichen Sonne noch etwas vorgetrocknet, aber diese Absicht wurde verhindert durch einen Frontalangriff von Knotts. Ich ziehe also alles wieder an, die Sonne wird das wohl auch beim Laufen trocknen. Nur die Stiefel binde ich an den Rucksack und laufe ab jetzt mit Sandalen weiter, da die Wegstrecke weiterhin trocken ist und meine Zehen sowieso dringend Entlastung brauchen von der Schuh-Enge.

Bild 17:

Bild 17 zeigt wie rot Blaubeerpflanzen im Herbst werden können! Der Weg geht jetzt fast genau nach Norden durch ein Hochtal. Dort sind auch die Bilder 18-21 entstanden.

Bild 18: Bild 19: Auf dem Weg nach Sáltoluokta

Bild 20: Bild 21: Auf dem Weg nach Sáltoluokta

Es zeigt sich, dass es ganz prima mit den ganz dünnen Sandalen geht, solange es trocken ist, auch bergauf und bergab. Man hat ja dann viel mehr Gefühl im Fuß für den schwierigen Untergrund als mit den steifen Stiefeln. Ich kann überhaupt nicht bestätigen, dass man dann leichter umknickt. Ich bin ja schon lange der Ansicht, dass man zum Laufen möglichst wenig Schuhwerk an den Füssen haben sollte und benutze dies auch seit Jahren ganz bewusst nur als Schutz gegen Kälte, Nässe und scharfkantigen Untergrund, und versuche so oft wie möglich ohne auszukommen. Ich zelte wieder am nächsten Talhang, wo es hinunter geht zum nur 375 Meter hoch liegenden See Sáltoluokta und habe freie Sicht darauf, wie Bild 22 zeigt und Bild 23 am nächsten Morgen.

Bild 22: Bild 23:

Bei sonnigem und fast windstillem Wetter geht es hinunter zur Fjällstation Saltoluokta. Hier gibt es sogar ein Telefonnetz und es ist unheimlich viel los: viele Gebäude und viele Touristen. Aber es gibt keine Ruderboote, na logisch, sind ja auch nur 2 Km bis Kebnats am anderen Ufer, da könnte ja jeder rudern! Aber es gibt ein relativ großes Motorboot und auf dem Steg sammeln sich derart viele Touristen, dass ich schon Angst habe, nicht mitzukommen, obwohl ich als erster da war. Aber es klappt, kostet 150 SEK, für STF-Mitglieder nur 100 SEK (Bild 24). Auf der anderen Seite gibt es eine richtige Landstraße und einen Bus nach Gällivare, daher also die vielen Touristen. Aber ich muss ja in die andere Richtung. Der Kungsleden läuft hier über 32 Km Straße bis Vakkotavare. Ein Schwede auf dem Boot erzählt mir, dass es dort den Bus nur in der Hochsaison gibt, aber das stört mich nicht großartig, weil ich auf das Laufen sowieso mental vorbereitet bin. Mit Sandalen läuft es sich ja prima auf Asphalt und die Strecke ist hübsch, mehr oder weniger immer am See entlang. Das Telefonnetz ist schon wieder weg, ein sehr flüchtiges Wesen in dieser Gegend!

Ich laufe also in Kebnats als Einziger los aber niemand folgt mir. Ich mache eine kurze Pause – noch immer kommt niemand. Bei Vietas gibt es einen Hubschrauber-Platz mit sehr regem Flugverkehr, was ich auf den Bildern 25-27 versucht habe festzuhalten.

Bild 25: Bild 26: Bild 27:

Ich erreiche dann Stora Sjöfallet, wo jetzt eine große Staumauer steht. In dieser Gegend gibt es mehrere Wasserkraftwerke und die folgenden Seen nordwestlich sind aufgestaut und haben unschöne steinige Uferwände. Die offizielle Straße endet hier, aber eine kleine, im Winter nicht geräumte Asphaltstraße geht noch weit hinein ins Fjäll. Bald darauf mache ich eine längere Badepause an einer, ganz selten vorkommenden, sandigen Bucht im Gårtjejávrre (=Gårtjejaure). Das Wasser ist recht kühl, aber die Sonne scheint erbarmungslos vom Himmel und ich habe es langsam nötig. Verdächtigerweise folgt mir immer noch keiner der Wanderer, welche ich auf dem Boot getroffen habe. Die Straße geht weiter entlang des Suorvajaure und plötzlich überholt mich ein Linienbus. Da sitzen die anderen Kungsleden-Wanderer drin und lassen sich bequem bis nach Vakkotavare fahren! Ich erreiche dieses Ziel heute nicht mehr, denn ich bin am Ende und suche mir nach 28 Km Straße einen Übernachtungsplatz. Es ist immer noch wolkenlos. Um einen Sonnenstich zu vermeiden habe ich mir mein Hemd während des ganzen Weges um den Kopf und Hals geschlungen, sah sicher sehr merkwürdig aus. An diesem Tag bin ich mindestens 30 Km gelaufen, mit schwerem Rucksack plus der Stiefel.

Am nächsten Morgen lege ich die 4 restlichen Straßenkilometer zurück bis Vakkotavare, wo es dann vom See aus wiederum steil nach oben in die Berge geht bis auf rund 950 Meter Höhe, um dann wieder hinunterzugehen in das nächste Tal, wo der See Teusajaure liegt. Bild 28 zeigt noch mal den Blick zurück auf den Suorvajaure während des Aufstiegs und Bild 29 mal eine typische schlechte Wegstrecke. In der Ferne sieht man Richtung Süden noch einige Gipfel des Sarekk (Bild 30). Kurz vor dem Teusajaure schlage ich wieder am Hang im Birkenwald mein Nachtlager auf (Bild 31, Zelt ohne Außenzelt). Hier gibt es oft auf kleinster Fläche mehr als 3 Beerensorten gleichzeitig (Bild 32).

Bild 28: Bild 29: Bild 30

Bild 31 Bild 32:

Sehr früh am nächsten Tag bin ich dann schon am Ufer des Teusajaure und steige in das letzte dort liegende Ruderboot. Wenn jetzt nicht bald jemand von drüben herüberkommt, müsste ich mit einem zweiten Boot im Schlepp zurück, dieses auf das Ufer ziehen und dann ein drittes Mal mit dem Boot ’rüber. Da es diesmal nur etwa ein Kilometer ist, gehe ich dieses Risiko ein. Zu meinem Glück ist auf der anderen Seite gerade jemand im Begriff in Gegenrichtung zu starten, und so bleibt mir dies erspart. Trotzdem muss ich mal sagen, dass ich dieses System mit den STF-Ruderbooten als sehr ungenügend bzw. unfair empfinde. Es sind immer nur gerade drei Boote im Einsatz, so dass man eine 50 prozentige Chance hat auf das letzte Boot zu stoßen. Und dann drei Mal bis zu vier Kilometer zu rudern, womöglich bei schlechtem oder sogar stürmischem Wetter, ist einfach unzumutbar, zumal die Ruderdollen fehlen! Und die meist privat betriebenen Motorboote denken überhaupt nicht daran, mal ein leeres Boot in Schlepp zu nehmen, selbst wenn alle drei Boote auf einer Seite liegen.

Nun geht es weiter Richtung Kaitumjaurestugorna, welche ich am späten Mittag erreiche. Kurz dahinter noch mal ein Blick zurück auf den See Padje Kaitumjaure (Bild 33).

Bild 33:

Ab jetzt geht es tagelang Richtung Nord durch ein Hochtal, zunächst durch das Flusstal des Tjäktjajåkka beginnend auf etwa 500 Metern Höhe (Bild 34).

Bild 34:

Das schöne Wetter ist vorbei und es sieht nach Regen aus. Deshalb schlage ich schon am Nachmittag mein nächstes Lager auf. Bald danach setzt Nieselregen ein und nachts regnet es auch mal kräftiger. Morgens muss ich bei Nieselregen und Sturm das Zelt abbauen, denn ich muss ja weiter, weil es schon tagelang kein Telefonnetz gab und ich mir Sorgen mache, dass meine Frau sich Sorgen macht, weil sie nichts von mir hört. Der Weg steigt langsam aber kontinuierlich weiter an, der Wind kommt genau von hinten, sodass ich hauptsächlich von hinten nass werde und da wieder hauptsächlich der Rucksack, der aber inzwischen eine Regenschutzhaube trägt. Und natürlich muss ich jetzt bei der Nässe wieder die Stiefel anziehen. Wie gut, dass ich von Süd nach Nord wandere, denn so habe ich nicht nur die Sonne im Rücken sondern jetzt sogar den Wind und Regen.

Bild 35:

Bild 35 zeigt 3 Km vor Singi einen Wegabzweig zum Kebnekaise, Schwedens höchstem Berg. Im Windschutz der Singistugorna mache ich eine Pause und später, gegen Mittag, schon ziemlich nass, eine etwas längere in der Rasthütte Kuopenjåkka, eine der ganz wenigen kleinen offenen Rasthütten dieser Gegend. Weiter geht es Richtung Sälkastugorna, Bild 36 zeigt eine typische Brücke.

Bild 36:

Jetzt treibt mich nicht nur das fehlende Telefonnetz an, sondern auch der Regen. Denn um bei der Nässe nicht auszukühlen, muss ich mich bewegen. Sehr ärgerlich ist es, dass ausgerechnet jetzt, wo ich durch dieses lange und schöne Hochtal ziehe und westlich und vor allem östlich lauter hohe Berge zu bestaunen sind, das Wetter so mies ist, dass ich kaum etwas davon sehen kann. Aber so geht es mir meistens, wenn ich im Gebirge bin, und deswegen ziehen mich Gipfel auch gar nicht an, denn kaum ist man oben, hängt man in den Wolken! Nach langem Marsch in ständigem Regen errichte ich in einer Wind- und Regenpause am späten Nachmittag kurz vor der Sälkastugorna mein Zelt.

Kaum bin ich im Zelt geht es wieder los und mit immer kräftigeren Windböen, immer genau auf die Längsseite des Zeltes mit der Apsis. Das Zelt verbiegt sich unter dieser Windlast abenteuerlich, und ich versuche dann immer bei einer besonders starken Bö mit den Händen die Zeltplane zu stützen. Ich befürchtete, dass die obere Querstange sich verbiegt oder irgendwas an der Zelthaut reißt! Und das bei einem neuen und ziemlich teurem Zelt! So geht das fast die ganze Nacht und ich kann deshalb kaum schlafen. Sehr früh am Morgen in einer Wetterpause baue ich das Zelt ab. Es scheint nichts kaputt gegangen zu sein! Im Regen geht es weiter Richtung Tjäkta, die Wege verwandeln sich immer mehr in Bäche oder sogar Flüsse, Bild 37 gibt vielleicht einen Eindruck davon. Am Tjäkta-Pass ist der Aufstieg vorerst zu Ende, Bild 38 wirft den Blick zurück auf das lange Hochtal, durch das ich gekommen bin. Auf dem Pass steht zum Glück wieder eine kleine offene Rasthütte, in welche ich mich durchnässt und kalt für eine Mittagspause flüchte. Es kommen auch andere klatschnasse Wanderer vorbei.

Bild 37: Bild 38:

Ich muss weiter, um wieder warm zu werden, aber der Regen hört nicht auf und fliegt weiterhin waagerecht. Der Wind bläst immer stärker, manchmal kann ich mich kaum im Gleichgewicht halten! Da ist ein Zeltaufbau unmöglich! Ich laufe noch weiter als sonst, muss die nächste Stugorna erreichen. Der Weg ist wieder extrem steinig. Etliche Bächlein sind inzwischen zu Flüssen herangewachsen und müssen durchwatet werden. Die Füße sind schließlich klatschnass. Ich erreiche die Alesjaurestugorna, wo ich mich für 430 SEK für eine Nacht einmiete, geht nicht anders, ist eine Premiere für mich, auch mal interessant, so was kennenzulernen. Der nette Hüttenwirt fragt mich, ob ich aus Mannheim sei (?!, siehe Vorwort).

Es gibt ein Hauptgebäude mit Rezeption, Laden, Aufenthaltsraum und Privaträumen. Gleich daneben einen Hubschrauber-Landeplatz. Dann drei weitere Hütten, jeweils mit mehreren Schlafräumen, einer großen Küche mit Gaskochern, Holzofen und mehreren Tischgruppen sowie einem Trockenraum mit einer Gasheizung. Das Trocken-Klo ist nur über einen abschüssigen Weg zu erreichen. Der Weg zum Waschhaus mit Sauna ist noch weiter und abenteuerlicher, geht steil bergab. Das Wasser gibt es wiederum woanders. Das Abwasser hat natürlich auch seinen eigenen Platz. So wie das Holz. Das Wasser-System funktioniert ausschließlich nach dem Kübel-, Eimer- und Schüssel-Prinzip. Und um zu den jeweiligen Örtlichkeiten zu kommen, heißt es also bei Mistwetter wie jetzt immer: ’rein in die Stiefel und ’raus aus den Stiefeln! In den Hütten darf niemand mit Stiefeln ’rumlaufen. Telefonnetz? Fehlanzeige.

Ich darf mir ein freies Bett in einem 10-Bett-Zimmer aussuchen. Also im ungünstigsten Fall 9 Schnarcher! Habe aber wieder Glück, kommen nur 3 weitere Wanderer in das Zimmer und keiner von ihnen schnarcht - schnarchen Wanderer nicht? Am Morgen begrüßt mich mein Bettnachbar, eineinhalb Meter gegenüber, freundlich – ich kann also auch nicht so schlimm geschnarcht haben! Ich frühstücke diesmal ganz gemütlich in der gerade angeheizten Küche bzw. Aufenthaltsraum und lege noch etwas Holz nach. Mein Bettnachbar isst angewärmten Haferbrei und bringt genau wie gestern Abend das Spülwasser nach draußen und kommt mit einem Eimer Frischwasser zurück – guter Mann! Ich hole meine Sachen aus dem Trockenraum und bis auf die Schuhe ist alles schön trocken.

Es geht weiter, immer noch mit Nieselregen aber ohne Sturm, am Westufer des Alesjaure entlang. Ich wäre dem Regen und Wind sicher längst entkommen, wenn es möglich gewesen wäre, dieses ewig lange Hochtal zu verlassen, aber das war bisher unmöglich. Kurz vor dem Abisko Nationalpark geht es endlich richtig bergab, in ein neues tiefer liegendes Tal mit einer Talsohle bei etwa 500 Metern. In diesem Nationalpark ist es nicht erlaubt zu zelten und daher finden sich kurz davor unzählige geeignete Plätze, welche aber alle schon etwas übernutzt sind. Die Auswahl fällt schwer und ich übernachte schließlich kurz hinter einer großen Hängebrücke in der Nähe eines reißenden Bachs. Nachts wird der Regen wieder kräftiger. Der neue Tag beginnt aber sonnig bei 3°. Jetzt beginnt eine hübsche Strecke durch Wald und am See Abiskojaure und schließlich am Fluss Abiskojåkka entlang (Bild 39-42). Es gibt tolle Stromschnellen und Wasserfälle und auf den Steinplatten kann man gut sitzen und rasten. Das Wetter ist noch schön aber kalt.

Bild 39: Bild 40:

Bild 41: Bild 42:

Bild 43:

Am frühen Nachmittag erreiche ich das Ziel in Abisko, hier am Eingangstor (Bild 43) beginnt oder endet der Kungsleden. Die E10, der Bahnhof und die Touriststation sind ganz in der Nähe. Ich habe nur knapp 10 Tage für die Tour gebraucht! Aber leider den Zug nach Boden gerade eben verpasst, sodass ich hier noch einen Tag bleiben muss. Es gibt endlich wieder ein Telefonnetz und ich gehe zu der großen Touriststation. Die haben freies WLAN für alle Besucher, ich aber kein Netbook oder Smartphone. So leihe ich mir gegen eine kleine Gebühr dort ein Notebook aus und versuche eine Internetbuchung bei der Bahn für die Rückfahrt vorzunehmen. Da ich früher als geplant in Abisko angekommen bin, will ich noch einige Tage zu unserer Eremitage in Småland fahren, bevor ich nach Berlin zurückkehre. Leider kann ich nur den Zug bis Boden buchen, der Nachtzug nach Süden scheint ausgebucht. Au weia, was mach ich denn dann in Boden solange, wie komme ich zurück? Ich schicke mein Ticket per Email an das Touristenbüro und die drucken mir freundlicherweise das E-Ticket aus. Ich habe ein Last-Minute-Ticket gebucht, die gelten nur für Studenten und Pensionäre (für letzteren erkläre ich mich hiermit) und für 24 Stunden. Der Preis für die etwa 400 Km lange Strecke von Abisko nach Boden beträgt nur unglaubliche 160 SEK!

Ich wandere etwas in der Gegend von Abisko herum aber finde keinen geeigneten Biwakplatz. Also gehe ich auf den offiziellen STF-Zeltplatz dort, welcher zwar kaum ebene Flächen in Zeltgröße aufweist, aber immerhin eine sehr heiße Dusche. Dort treffe ich eine sehr sympathische und lebenslustige Deutsche, welche dort ihr winziges Zelt, ähnlich meinem alten, aufgebaut hat. Sie entpuppt sich als Wanderprofi und ich erhalte von ihr diverse Tipps. Sie macht regelmäßig einen kurzen Wanderurlaub mit großem Rucksack und Zelt in dieser Gegend, wobei sie üblicherweise von Frankfurt über Stockholm direkt nach Kiruna fliegt. Von dort sind es zum Beispiel nur etwa 80 Km mit dem Bus nach Nikkaluokta, was ganz dicht am Kebnekaise liegt. Sie erinnert mich auch daran, dass man in dieser Gegend Polarlichter sehen kann – oh je, das hatte ich ja ganz vergessen! Sagt sie doch glatt, dass sie abends immer extra viel Tee trinkt, damit sie nachts noch mal ’raus muss und so eine Chance hat, dieses Naturereignis zu sehen. Ich mache eigentlich das Gegenteil und bin froh, dass ich nachts nicht ’raus muss! Also nehme ich mir vor, diese Nacht mal kurz nach Mitternacht die Nase aus dem Zelt zu strecken. Doch schon kurz vor Mitternacht höre ich eine Stimme: „Herr Nachbar, Herr Nachbar, die Lichter sind da!“ Ich ziehe mich schnell an, weil zu viele Birken die Sicht verdecken und tatsächlich, da sind sie, ich sehe zum ersten mal ’live’ Polarlichter! Leider geht das Spektakel nach 10 Minuten zu Ende und es kommen auch immer mehr Wolken. Meine Versuche dies fotografisch festzuhalten scheitern leider.

Bild 44:

Am nächsten Tag steige ich mittags in den “Polar Circle Express“ und fahre nach Boden, siehe auch Bild 44. Dort habe ich gerade wenige Minuten Zeit, mir ein Ticket aus dem Automaten zu holen. Ich bekomme doch noch einen Sitzplatz zum Normaltarif (804 SEK) in dem Nachtzug nach Stockholm, leider keinen Platz mehr im Liegewagen. Jetzt muss ich gut 13 Stunden sitzen! In Stockholm habe ich genügend Zeit, mir ein preisgünstiges “Sista minuten ticket“ für den Schnellzug nach Nässjö aus dem Ticketautomaten zu holen (250 SEK). Nässjö ist eine hübsche kleine Stadt und hat, was selten ist, einen großen Supermarkt in Bahnhofsnähe. Mein Proviant ist zwar noch nicht ganz verbraucht, aber für die Ernährungsumstellung hole ich mir dort noch die gesunde Rapsölbutter “Bregott“ und für den ’Möchte-gern-Vegetarier’, damit meine Hämoglobin-Werte bei der demnächst wieder fälligen Blutspende, zufällig die 100., stimmen, noch eine “Leverpastej“.

In Nässjö steige ich am frühen Nachmittag in den “Krösatågen“, welcher mich direkt zum Bahnhof “Mörlunda Station“ bringt. Die Fahrkarte kann ich hier nur im Zug kaufen (für 134 SEK). Nachdem dieser Bahnhof jahrelang verwaist war, ist es erfreulich, dass diese Bahngesellschaft den Zug hier wieder halten lässt (in Målilla zum Beispiel nicht) und deshalb fahre ich so oft wie möglich jetzt damit, auch wenn es vielleicht preiswertere Busverbindungen gibt. Außerdem ist dieser Zug fast eine Museumsbahn, nur dass die Dieseltriebwagen neu sind, und er fährt durch wunderschöne småländische Dörfer und Landschaften.

Nach 9 Km Fußweg bin ich dann am frühen Abend in meiner Eremitage in Småländ, der perfekte Ort um den Inhalt meines Rucksacks vor dem Kaminofen zu trocknen und diesen Reisebericht zu schreiben.

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#2

RE: Wanderung von Kvikkjokk nach Abisko

in Fotos, Berichte und Touren 06.01.2015 20:26
von VanTrier | 10 Beiträge

Schöner Reisebericht. Danke.

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#3

RE: Wanderung von Kvikkjokk nach Abisko

in Fotos, Berichte und Touren 11.01.2015 21:28
von winni | 6 Beiträge

Danke auch. Wünsche allzeit gutes Wandern!

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