Fjällforum
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Meine Wanderung auf dem “Kungsleden Süd“ im September 2013

in Fotos, Berichte und Touren 08.01.2015 14:47
von winni | 6 Beiträge

Wie in dem Reisebericht „Kungsleden Süd“ vor einem Jahr angekündigt, habe ich jetzt im September 2013 die abgebrochene Wanderung vom September 2012 auf dem nördlichen Teil des Weges fortgesetzt. Zu den Randbedingungen verweise ich auf den Bericht vom letzten Jahr, den man zur Einstimmung deshalb vielleicht noch mal lesen sollte.

Mit den Erfahrungen des ersten Teils des Wanderweges ausgestattet, gab es naturgemäß diesmal weniger Probleme, auch wenn auch auf dem nördlicheren Teil wieder reichlich „Moorwaten“ und „Steinhüpfen“ notwendig war. Auch diesmal war das Wetter trocken und sehr sonnig und dazu außergewöhnlich warm: meist 15 Grad und mehr nachmittags auf den typisch rund 1000 Meter hohen Hochflächen des Fjälls (der Klimawandel lässt grüßen!). So musste ich leider ziemlich schwitzen, besonders wenn es mit dem 20 kg-Rucksack bergauf ging. Es gab auch kaum nasse Füße beim Waten durch die ausgedehnten Moorflächen, denn es herrschte schon seit Wochen ein sehr trockener Spätsommer in Mittelschweden und außerdem gab es viele nagelneue Boardwalks durch die Feuchtgebiete. Überall sah man noch Reststapel von Holzbrettern herumliegen, erstaunlich wenn man bedenkt, dass diese aufwendig mit Hubschraubern eingeflogen werden müssen.

Ich hatte maximal 13 Tage zum reinen Wandern, da noch einige Tage für die An- und Abreise nötig waren, und wollte den Weg genau an der Stelle aufnehmen, wo ich ihn vor einem Jahr abgebrochen hatte: in der winzigen Siedlung Flötningen an der Grenze zu Norwegen an der Straße Nr. 70. So ging es dann am späten Nachmittag des 4. Septembers wieder los mit meinem Oldtimer aus Småland. Die Wetterprognose für die nächsten 10 Tage war sehr gut, bis auf die ungewöhnlich hohen Temperaturen. Das Startgewicht meines Rucksacks betrug diesmal nur 20,6 kg.




Als Standort für mein Auto hatte ich Särna auserkoren, denn das schien mir als guter Kompromiss bezüglich des Startpunkts und der Erreichbarkeit von verschiedenen vorzeitigen Rückkehroptionen. Gegen Mittag des nächsten Tages kam ich dort an und fand tatsächlich dort einen geeigneten Parkplatz direkt beim dortigen Touristbüro. Dort stieg ich dann in den Bus nach Idre und fuhr von dort weiter mit einem anderen Bus nach Flötningen. Dort machte ich mich dann kurz nach 16 Uhr noch auf den Weg.



Den Wiedereinstieg zum Kungsleden musste ich allerdings erst suchen, denn der versteckte sich hinter ein paar Häusern und bestand zudem zunächst einfach aus einer guten Forststraße, welche gutes Vorankommen ermöglichte, ganz ungewöhnlich für den Kungsleden! Gegen Abend fand ich einen Lagerplatz mit Windschutz samt zwei Tischen mit Sitzbänken und entschloss mich der Einfachheit halber auf den Zeltaufbau zu verzichten und mich dort einfach auf die Holzpritsche zwecks Übernachtung zu legen. Die vorbereitete Feuerstelle lud ein, gleich die erste Tütensuppe zu opfern und so geschah es dann auch. Wie fast immer reichten mir für meine kleine Kochstelle die Holzreste, welche immer verstreut um die Feuerstelle herumlagen. Ansonsten liegen bei den Hütten und sogar bei solch einfachem Windschutz immer Holz, eine Bügelsäge und eine Spaltaxt bereit zur Selbstbedienung. Als es dunkel wurde, bemerkte ich, dass es diesmal trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch ein paar Mücken gab; es war wohl noch kein Frost da gewesen. So zog ich mir dann zum Schlafen ein Moskitonetz über den Kopf und den Schlafsack so hoch wie möglich an letzteren und konnte so trotz fehlendem Zelt eine ungestörte Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen, dem 6. September, ging es dann weiter nordwärts und teilweise wieder auf Forststraßen. Dort begegneten mir die ersten Rentiere, welche dann immer wieder und täglich zu sehen waren, während ich auf der südlichen Teilstrecke im letzten Jahr gar keine gesehen habe. Aber ich befand mich jetzt fortan im Rentiergebiet, worauf auch vereinzelt hingewiesen wurde mit der Bitte, diese nicht zu stören und zu vertreiben, da die Samen, welche hier noch immer ihren Lebensunterhalt mit der Rentierhaltung bestreiten, sonst sehr viel Mühe haben, die Tiere wieder einzusammeln. Einige trugen auch Halsbänder. Am Abend erreichte ich Valdalsbygget, eine sehr geräumige Hütte, welche offen war und keine weiteren Gäste waren zu sehen. Die lud mich dann zu meiner zweiten Übernachtung ein, wieder praktischerweise ohne Zelt. Die Feuerstelle vor dem Haus nahm ich dann auch gerne wieder in Betrieb (Bild unten links).



Tags darauf machte ich mich auf den Weg zum See Grövelsjön und dem gleichnamigen Ort, welcher das Zentrum eines beliebten Wintersportgebietes und dessen Fjällstation sogar mit dem Bus erreichbar ist. Hier wäre jetzt schon die erste Rückkehrmöglichkeit gewesen, falls große und unvorhergesehene Probleme aufgetreten wären. Aber zum Glück blieben mir ja auf dieser Wanderung (auch im Weiteren) die entzündeten Fußknöchel erspart. Welche der vorbeugenden Maßnahmen nun geholfen hatte, weiß ich nicht.


Nachdem ich bisher durch Wald-, Busch- und Moorgebiete gewandert war, ging es nun hinauf auf die kahle Hochfläche des Långfjället. Endlich wieder diese herrliche Fern- und Rundumsicht soweit das Auge reicht! Es war immer sonniger geworden und jetzt nahm auch der Wind sehr zu. Als ich am späten Nachmittag die sehr kleine Schutzhütte Särsjöbacken erreichte, war der Wind so stark, dass ich es vorzog, mich in dieser Hütte zu verkriechen. Und da der Boden ziemlich ungeeignet für einen Zeltaufbau war und der Wind nicht abnahm, verbrachte ich dort auch die dritte Nacht. Ich wunderte mich dann nur, dass solche Hütten bei starkem Sturm nicht einfach wegfliegen, denn eine Bodenverankerung habe ich nirgends entdeckt. Auch diese Hütte hatte an dem Ofenrohr oben am Dachdurchgang einen Blechkasten, der wohl so eine Art Luft-Wärmetauscher ist. Der jedenfalls klapperte diese Nacht fürchterlich, wenn die Windrichtung und –stärke stimmte.


Am nächsten Tag erreichte ich schon bald (meistens ging es bergab) den See Hävlingen und passend zur Frühstückszeit eine kleine private, verschlossene Hütte direkt am Seeufer mit Tischgruppe (Bild unten links). Dann ging es wieder hinauf durch schöne Landschaft (siehe Bilder unten), vorbei an der Storrödtjärnstugan, wo ich mich kurz mit der Hüttenwirtin unterhielt. Nachmittags sah ich dann von weitem bereits den See Rogen. Das ist der größte von vielen Seen in dem Naturreservat Rogen, in welchem ich mich an diesem und am nächsten Tag befand. Am Abend steuerte ich auf der Suche nach einem Zeltplatz schließlich eine kleine Windschutzhütte am Südzipfel des Rogen-Sees an, welche sehr hübsch gelegen schien. War sie denn auch und da stand auch schon ein Zelt und ein Feuer qualmte schon.





Ich traf dort einen sehr netten jungen Franken und gesellte mich zu ihm, nachdem ich auch einen brauchbaren Platz für mein Zelt gefunden hatte. Er war wie fast alle Fernwanderer von Nord nach Süd unterwegs und froh, an diesem Abend mal Gesellschaft zu haben, denn er hatte schon viele Wanderungen in Wandergruppen gemacht, war aber nun erstmalig alleine unterwegs. Sein Rucksack wog stolze 28 kg, und das war kein Wunder, denn er hatte neben anderen Luxusartikeln ein Zweimann-Zelt und eine umfangreiche Kochausrüstung bei sich. Auf meine diesbezügliche Frage erzählte er, dass er gerne kocht und dies bisher auch immer gerne für die Gruppe getan hat, welche sich dann mit Abwaschen revanchiert hat, was er nun ärgerlicherweise auch noch selbst machen müsse! Nun ja, für mich musste er nicht kochen oder abwaschen, ich stellte nur meinen Topf zu seinem auf das Feuer. Wir saßen noch lange zusammen am Feuer und ich teilte seine Begeisterung für die unglaubliche Freiheit, welche man hier bei der Wanderung durch die einsame schwedische Wildnis empfindet, zum Beispiel auch die Freiheit, dass man fast überall ein Feuer machen darf.






Am nächsten Morgen - es begann der fünfte Tag - ging es dann weiter durch schöne Landschaft in nordwestlicher Richtung mit etwas Abstand zum Rogen, den man daher nur sah, wenn man etwas höher war (siehe die obigen 7 Bilder). Die Begegnungen mit Rentieren wurden häufiger. Die Rogenstugan ließ ich links liegen, auch weil ich bis zum Abend noch einen netten Übernachtungsplatz direkt am See mit Mini-Sandstrand erreichen wollte, ein Tipp des netten Franken. Als ich dort ankam, stellte ich fest, dass der Platz leider schon besetzt war: drei Schweden waren dort mit ihrem Kajak und einem großen Zelt. Wie sie das Boot zum Rogen bekommen haben, blieb mir unklar, aber wahrscheinlich kann man dies bei der Rogenstugan ausleihen. Es war nun schon recht spät geworden und ich musste mich beeilen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit einen Übernachtungsplatz zu finden. Schließlich musste ich mich dann mit einem beliebigen Platz auf hartem aber halbwegs ebenem Untergrund (lange gesucht) zufrieden geben.





Der nächste Tag, es war der 10. September, begann mit Hochnebel, aber als der sich schließlich verzogen hatte, war es wieder super sonnig! Es ging über die Skedbrostugan weiter nach Norden (5 Bilder oben). Außer den seltenen Fernwanderern sah man gelegentlich auch solche mit leichtem Gepäck, welche nur Tagestouren machten oder von Stuga zu Stuga liefen. Letztere sind in der Saison offen für eine einfache Übernachtung gegen Entgelt. Das waren dann aber meist Schweden und meist in kleinen Gruppen.



Im weiteren Verlauf des Weges fiel mir auf, dass es jetzt gelegentlich Bereiche des Weges gab, wo weißer Sand zu sehen war, etwas, was mir bisher auf dem Kungsleden nicht begegnet war. Als ich dann am Nachmittag am See Dalstenshån entlang wanderte, war ich trotzdem sehr überrascht, plötzlich einen großen weißen Sandstrand vorzufinden, makellos und weit und flach in den See hineingehend. So etwas habe ich im schwedischen Fjäll bisher nicht gesehen und ich beschloss, dort zu bleiben und das fällige Bad zu nehmen, die Verlockung war zu groß. Da das Wasser trotz der Flachwasserzone doch recht kalt war, fiel mein Vollbad allerdings recht kurz aus. Anschließend machte ich Feuer und baute das Zelt auf: es wurde ein gemütlicher Nachmittag und Abend bei bestem Wetter.


Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Norden und am Mittag erreichte ich den Windschutz Broktjärnskojan (Bild links). Anschließend wanderte ich weiter Richtung Tänndalen an der Straße Nr. 84. Auf diesem Wegstück sah man gelegentlich eigenartig geformte große Felsblöcke, welche aus der Ebene herausragten. Die meisten Wanderer laufen dann direkt ins Tal hinunter nach Tänndalen, auch um dort die Vorräte wieder aufzufüllen, und dann auf der Straße 84 weiter durch das Tal bis nach Fjällnäs, wo der Kungsleden wieder das Tal verlässt und hinaufgeht zum Långbrottfjället. Ich hatte allerdings beschlossen, die interessantere Route entlang des Sees Svansjön zu nehmen. Leider war dort keine markierte Route zu erkennen, obwohl so auf der Fjällkartan Z8 eingezeichnet. Ich gelangte dann am Abend an ein schönes Plätzchen, wo das Flüsschen Svanån den Svansjön verlässt. Auffallend viele Rentiere konnte ich dank guter Aussicht sehen. Ich richtete mich trotzdem dort für die siebente Übernachtung ein (nächstes Bild links).



Als es langsam dunkel wurde, zog ich mich in mein Zelt zurück. Aber nach wenigen Minuten staunte ich nicht schlecht: da streifte etwas hör- und fühlbar an der Zeltwand vorbei! Was war denn das? Ich schaute hinaus und sah ein Rentier nur wenige Meter vom Zelt entfernt stehen. Das hatte offenbar daran geschnuppert und mich nicht bemerkt. Als ich das Tier nun mit meiner Lampe anleuchtete, zog es sich zurück und es ertönte das typische Röhren, was sie immer von sich geben, wenn sie sich gestört fühlen. Das entspricht wohl dem Bellen der Rehe, ist aber viel leiser und im Ton tiefer. Manchmal schniefen sie auch so komisch. Die Rentiere geben überhaupt verschiedene sehr merkwürdige Töne von sich, für deren Beschreibung mir einfach die Worte fehlen, und ich habe es leider nicht geschafft, eine brauchbare Tonaufnahme zu machen.

Der weitere Verlauf der Nacht verlief dann unspektakulär, die Rentiere wussten ja nun Bescheid, was das mit dem kleinen grünen Haufen am Fluss auf sich hatte. Am Morgen ging es dann weiter Richtung Fjällnäs. Wie schon am Vortag war kein richtiger Weg zu erkennen, ich lief mal diesen, mal jenen Trampelpfad oder querfeldein und kam nach Anzeige an meinem Garmin GPSMAP62st mehrmals vom richtigen Weg ab. In Fjällnäs angekommen, hatte ich weitere Probleme. Da wo der Kungsleden laut Karte von der Straße 84 abgeht, konnte ich nichts finden, und da waren auch verdächtige neue Grundstücke an der Straße, welche den Weg anscheinend „verschluckt“ haben. Also lief ich weiter westlich einfach querbeet den Hang hinauf und weiter oben nordöstlich weiter und stieß dann erwartungsgemäß auf den richtigen Weg.

Nun ging es weiter Richtung Långbrottstugan, welche ich am Abend nach Umwegen erreichte. Der Sommerweg ist nämlich nicht durchgehend markiert und recht feucht und sumpfig und ohne Boardwalks. Da gab es wieder viele Spuren wegen verschiedener Versuche der Wanderer trockenen Fußes weiter zu kommen und als ich einer Spur unbekümmert längere Zeit folgte, ohne meinen Garmin zu befragen, stellte ich leider erst sehr spät fest, dass ich weit abgekommen war. Wegen der guten Sicht bin ich dann schließlich querfeldein und teils durch dichtes Buschwerk auf mein angepeiltes Ziel zugelaufen, wobei ich natürlich um die feuchtesten Stellen herum musste.



Die Hütte Långbrottstugan war verfallen und schmutzig, auch einige Bodenbretter fehlten schon. Es gab aber eine gute Möglichkeit zwischen Hütte und Bach das Zelt aufzuschlagen und ich verbrachte die nächste Nacht dort. Am Morgen des neunten Tages ging es dann noch mal rund 100 Meter hinauf zum Långbrottfjället und weiter Richtung Klinken im Ljusnan-Tal. Es geht erst langsam und dann immer schneller bergab ins Tal bis man rund 300 Meter tiefer den Fluss Ljusnan überquert. Vorher hat man schöne Ausblicke, besonders auch auf ausgedehnte herbstlich gefärbte Birkenwälder. Das Ljusnan-Tal ist im Sommer berühmt-berüchtigt wegen seiner Mückenplage, von der aber zu dieser Jahreszeit nichts übrig geblieben war.



Sobald man den Fluss Ljusnan überquert hat geht es wieder 300 Meter hinauf auf etwa 1000 Meter Höhe. Der nächste Orientierungspunkt ist dann die Hütte Svaletjakke. Auf dem Weg dorthin sieht man einen schönen Wasserfall und es gibt auch hier wieder oft Blaubeeren wie schon zuvor, sodass eine tägliche Mindestversorgung mit Frischkost gesichert war.



Danach geht es weiter Richtung Fältjägarstugan und bald hat man einen ersten Blick auf das Helagsfjället, für viele Wanderer sicher der Höhepunkt des Kungsleden Süd, da es dort der höchste Berg ist (knapp 1800 Meter) und es Schwedens südlichsten Gletscher gibt. Kurz vor der Fältjägarstugan schlug ich im Nirgendwo auf einer halbwegs flachen Stelle mein Zelt auf für die neunte Übernachtung und aß meinen letzten kleinen Rest Müsli. Ab jetzt gab es nur noch ein paar Nüsse und etwas Schokolade.



Am nächsten Morgen gab es Wolken und auch auf dem weiteren Weg zur Helags-Fjällstation verschwanden die nicht mehr, auch wenn sie höher stiegen. Am Nachmittag erreichte ich die Helags-Fjällstation (1043 Meter), wo man einen Blick auf den Gletscher erhaschen konnte. Für Gipfelstürmer gibt es von hier aus die Möglichkeit bis zum Gipfel des Helags aufzusteigen. In der Station gab es eine Wettervorschau für die nächsten Tage und die zeigte viel Regen. Es deutete sich ein grundlegender Wetterwechsel an, die lange und sonnige Trockenperiode war leider zu Ende. Es gab also eine weitere Entscheidungsgrundlage für meine weitere Tourplanung: eine Wanderung im Regen (mit einem Zelt, dass so niedrig ist, dass ich dort nicht mal aufrecht sitzen kann und auch sonst nicht genügend Platz bietet für ein längeres „Aussitzen“ des Regens).

Die nächste Entscheidungsgrundlage war, dass ich bis zum Endpunkt des Kungsleden Süd in Storlien an der E14 (Östersund-Trondheim) in meinem aktuellen Zustand noch mindestens drei Tage brauchen würde, weil es mehrmals kräftig bergauf und bergab geht. Von dort müsste ich in einem riesigen Bogen zurück zu meinem Auto, der mit Bahn und Bus zwei Tage in Anspruch nehmen würde, da es keine Nord-Süd-Verbindungen durch das Fjäll gibt. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren nur vom so genannten Inlandsvägen westlich hinein in die Täler des Fjällgebietes. Ob ich dann rechtzeitig zurück sein würde, um meine fest gebuchte Rückfahrt nach Berlin anzutreten, wäre da nicht sicher gewesen. Ein dritter Tatbestand war, dass mein Proviant zu Ende war. Der vierte war: es war Samstag und am Montag um 6 Uhr 10 frühmorgens fährt immer ein Bus aus Ljungdalen zum Inlandsvägen. Von Ljungdalen würde ich auch quasi nur in einem Drei-Viertel-Bogen zurück nach Särna kommen, aber das immerhin innerhalb eines Tages.

Ich entschied mich also nicht nach Storlien sondern nach Ljungdalen zu laufen. Kurz vor dem Kesusjön konnte ich gerade noch vor dem Beginn des Regens mein Zelt aufbauen und verbrachte dort die zehnte Nacht. Die Nachtruhe wurde gestört durch starken Regen und irgendwann bemerkte ich, dass an zwei Ecken der Bodenwanne des Zeltes Wasser eingedrungen war und unter anderem eine Wanderkarte total durchnässt hatte (ist zum Glück Spezialpapier, dass nach dem Trocknen wieder zu gebrauchen ist). So verbrachte ich den Rest der Nacht mit dem wichtigsten Teil meines Zeltzubehörs: dem Schwammlappen!

Am nächsten Tag, dem 15. September, zog ich dann weiter im Regen Richtung Ljungdalen und war irgendwann ziemlich durchnässt. Es gab wirklich einen Wetterwechsel, das zeigten auch die nächsten Tage, die Entscheidung war also richtig. Ich suchte jetzt ein trockenes Plätzchen möglichst kurz vor Ljungdalen, um dann am nächsten Tag frühmorgens den Bus zu erwischen. Und genau das fand ich, eine kleine Schutzhütte direkt an einem rauschenden Fluss mit Stromschnellen, unweit der Straße. Ich versuchte dort meine Sachen wenigstens etwas zu trocknen und verbrachte dann auf der dortigen Holzpritsche meine elfte und letzte Outdoor-Nacht, die ziemlich laut wegen des donnernden Wassers war.

Um vier Uhr morgens packte ich im Dunkeln meine Sachen und war nach kurzem Weg in Ljungdalen an der Bushaltestelle. Die war wie üblich in kleinen Orten beim dortigen Konsum (Einkaufsmarkt, Poststelle und mehr) und es gab hier sogar einen beheizten Vorraum, der auch als Warteraum für Busreisende gedacht und sogar geöffnet war! Ich fuhr dann mit dem Bus nach Asarna und kurze Zeit später mit einem anderen Bus nach Mora. Dort hatte ich sofortigen Anschluss an einen weiteren Bus, der mich zurück nach Särna brachte. So war ich schon am frühen Nachmittag bei meinem Auto. Für die Rückfahrt nutzte ich wieder oft wenig frequentierte, kleinere Straßen und auch längere Strecken „Dreckstraße“, welche mein Auto ja bevorzugt. Nach einem Kurzaufenthalt in Småland trat ich dann per Bus und Bahn die Rückfahrt nach Berlin an.

Berlin, 9. Oktober 2013

zuletzt bearbeitet 08.01.2015 15:00 | nach oben springen


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