Fjällforum
#1

Kautokeino - Kilpisjärvi - Abisko - Nikkaluokta

in Fotos, Berichte und Touren 27.10.2012 19:39
von blaimi | 9 Beiträge

Hallo,
da ich diesen Sommer das erste Mal im Fjell unterwegs war, hatte ich sehr viele Fragen an euch. Nun ist der Sommer vorbei und die regnerischen Herbsttage laden ein, an den schönen Sommer zu denken und einen Tourenbericht zu schreiben. In den nächsten Tagen werdet ihr hier mehr von meiner schönen Tour lesen. Als kleinen Vorgeschmack hier noch ein Bild, welches ich von der Vuomahytta aus gemacht hab.

LG

zuletzt bearbeitet 27.10.2012 19:39 | nach oben springen

#2

RE: Kautokeino - Kilpisjärvi - Abisko - Nikkaluokta

in Fotos, Berichte und Touren 22.12.2012 19:03
von blaimi | 9 Beiträge

So, es dauert immer alles länger, als geplant, aber jetzt kommt mal ein Bericht der ersten Etappe von Kautokeino nach Kilpisjärvi. Ich werde es auf mehrere Posts aufteilen, damit der Server nicht überfordert wird.

09.07.2012:
Abflug in Wien, Ankunft in Oslo und anschließende Übernachtung in Oslo am Flughafen – am ungemütlichen Boden

10.07.2012:
Ankunft in Alta, Busreise nach Kautokeino. In Kautokeino war ich erstmal ziemlich verloren, ich kannte weder Ort, noch Sprache, aber ein netter junger Sami nahm sich meiner an und brachte mich mit seinem Auto zu einem Rentierzüchter, der mir fast ein kg getrocknetes Rentierfleisch verkaufte, und anschließend zu dem Hof, wo der Weg seinen Anfang nahm.

Voller Motivation und Blauäugigkeit trottete ich, bekleidet mit einem langen Merino-Shrit los, verlor schon bald den markierten Weg und suchte mir ein Schlafplätzchen. Die erste Nacht in der Wildnis Nordskandinaviens Zelt, es hat nun wirklich begonnen.

11.07.2012:
Ich hab gut geschlafen, die erste richtige Trecking-Etappe steht bevor. Schon bald registriere ich, dass ich mich am Vortag wegen der vielen Scooter- und Rentierspuren verlaufen hab. Gott sei Dank finde ich auf einem Gipfel den Namen desselben und entschließ mich dann, quer Feld ein zur nächsten Anhöhe zu gehen, um dort dann wieder auf den Weg in Richtung Madam Bongo’s zu gelangen. Die Etappe war insgesamt viel anstrengender als ich erwartet hätte. An die Last auf meinem Rücken musste ich mich erst gewöhnen und der Umweg trug nicht zur Erleichterung bei. so genieße ich dann später den samischen Eintopf und das Bett in Cunovuohppi und registriere vor dem Spiegel, dass mein Merino-Shirt nicht mückendicht ist.


12.07.2012:
Madam Bongo’s Sohn, der jetzige Besitzer der Hütten schenkte mir zum Frühstück eine Dose Cola, da er kein Wechselgeld und ich den Betrag nicht genau hatte. Gestärkt von diesem Getränk, auf welches ich normaler verzichte, mach ich mich auf den Weg in Richtung Reisavannhytta. Gegen Mittag treffe ich erstmals andere Wanderer. Es stellte sich heraus, dass das nette Schweizer Paar bis Kilpisjärvi den gleichen Weg wie ich hatte. So gingen wir den restlichen Tag den Weg gemeinsam und stellten unsere Zelte unweit von der Reisavannhytta neben dem wunderbaren See auf. Die Mückenplage schaffte es, diesen herrlichen Ort ungemütlich zu machen.


13.07.2012:
Ich erwache früher als die Schweizer und mach mich allein auf den Weg. Der Tag ist für mich wieder etwas anstrengender als der vorige. Einerseits ist die Wegfindung nicht ganz einfach und andererseits geht’s durch Sümpfe, Flüsse und zwischendurch immer wieder rauf und runter. Und die Mücken bleiben selbstverständlich ein ständiger Begleiter. Bei meinem Mittagessen überlege ich, ob ich nicht doch eine kürzere Tagesetappe machen sollte. Aber nach und nach hab ich wieder mehr Kraft und gehe einfach weiter. Mein eigentliches Ziel war die Arturgammen. Da diese aber nicht direkt auf dem Weg liegt und auch nicht beschildert ist, laufe ich natürlich daran vorbei. Weil ich irgendwie an dem Tag keine Lust auf Zelten hab und der Weg wieder bergab führt, wähle ich die Immogammen für mein Nachtquartier aus. Dort angekommen bin ich durch den langen Marsch zwar schon ziemlich müde, aber Beeindruckt. Beeindruckt weil der Wasserfall wirklich phantastisch ist und ebenfalls beeindruckt, weil die Hürre an einem herrlichen Ort liegt und sie selbst auch Romantik, Charme und Rustikalität in einer besonderen Art und Weise verbindet.

zuletzt bearbeitet 22.12.2012 19:05 | nach oben springen

#3

RE: Kautokeino - Kilpisjärvi - Abisko - Nikkaluokta

in Fotos, Berichte und Touren 22.12.2012 19:26
von blaimi | 9 Beiträge

14.07.2012:
Ich wähle den Weg direkt am Fluss und am Wasserfall, um zur Nedrefosshytta zu gelangen. Aufgrund der Schönheit der Landschaft muss ich immer wieder stehen bleiben, um den Anblick zu genießen.

Da es schon in der Früh zu regnen begann, musste ich besonders vorsichtig die Felsen entlang gehen / klettern, um nicht abzustürzen. Bei der Nedrefosshytta angekommen machte ich eine kurze Nachdenkpause, ging dann aber doch ohne einzukehren weiter. Der Regen war zwar beständig, aber nur sehr leicht, sodass ich meine Regenhose nicht anzog, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte. Der Weg neben dem Reisa war nämlich dicht von hohem Gras und Farnen bewachsen, teilweise über zwei Meter hoch. Dadurch wurde meine Hose extrem nass und bald darauf füllten sich auch meine Schuhe mit Wasser, was mich dazu veranlasste, mich in der Voumadakkagammen aufzuwärmen. Nachdem es dort gemütlich geworden ist, will ich auch nicht mehr raus in den Regen und mach mir eine nächtliche Sauna, damit das Gewand und die Schuhe trocknen.

15.07.2012:
Ich breche sehr zeitig auf, erfreue mich der trockenen Kleidung und des Birkenduftes, der noch darin liegt. Schon zu Mittag bin ich bei der Siemahytta und umso mehr flussabwärts ich komme, umso mehr Fischerboote sehe ich. ANMERKUNG: Das Boot, um den Reisa zu überqueren und um von der privaten Siemahytta zur frei zugänglichen zu gelangen, konnte ich nicht finden. Die Mückenplage war am Reisa schrecklich. Ich konnte mein rechts Ohr auf Grund der Schwellung schon spüren, wie es bei Bewegung mit wippte. Mein Mückennetz leistete zwar gute Dienste, lag aber an den Ohren auf und diese Gelegenheit ließen sich die kleinen Blutsauger nicht entgehen. Deshalb bastelte ich mir kurzerhand einen Kranz aus einem Birkenzweig, setzte diesen auf, darüber das Netz, was mir zwar schmerzhafte Druckstellen brachte, aber Mückenfreiheit für meine Ohren.

Als ich in Saraelv ankam war ich noch relativ fit, wollte aber mal weg von den Mücken. Deshalb suchte ich mir keine Hütte in dem Fischerdörfchen, sondern ging hinauf ins Fjell. Mein Ziel war, solang zu gehen, bis die Mücken weg sind. Der Weg stieg – zumindest für mich nach einem langen Tag und mit noch immer schwerem Rucksack – steil an und kostete mir sehr viel Kraft. Doch ich hatte immer noch die Hoffnung mückenfrei zu werden. Irgendwann gab ich die Hoffnung auf und stellte mein Zelt an einem Hochplateau auf ca 700m auf.


16.07.2012:
Obwohl mich meine Beine die Anstrengungen des Vortages noch spüren ließen, war ich motiviert und ging gleich zu Beginn des Tages auf einen Berg (Skáidečohkka 956m), von welchem ich eine herrliche Aussicht hatte.

Zu meinem Erstaunen schaffte ich es, vom Gipfel aus in südliche Richtung zu gehen und mit Hilfe von Karte und Kompass wieder zum Weg zu finden. Da ich am nächsten Tag den direkten Aufstieg zum Halti von der Ostseite geplant hab, gehe ich nicht bis zur Somashytta, sondern schlage mein Zelt ca 1,5h Gehzeit vorher auf. Und schon kurz nachdem ich das Zelt aufgeschlagen hab, fängt es auch zu regnen an, gutes Timing.

17.07.2012:
Nachdem ich es am Vortag schon so gut schaffte, einen Teil meines Weges so gut ohne Markierungen zu finden, war ich zuversichtlich, den direkten Anstieg auf den Halti auch zu finden… Ich folgte einem Fluss aufwärts und suchte mit dann einen Weg durch Steilhang und Schneefelder hinauf zum Gipfel, natürlich kein Problem für einen österreichischen Alpinisten. Aber nach und nach wurde ich verunsichert. Was macht die Hütte und der Masten hier oben, warum bin ich allein, warum gibt es kein Gipfelbuch zum Eintragen? Ich versuchte mich zu orientieren, was es auch nicht besser machte, danach ging ich auf die nächste Anhebung, von welcher ich die Halti-Hütten sehen konnte und gerade auf diese zu. In der Hütte angekommen, erfuhr ich von Finnen, dass ich natürlich nicht auf dem Halt war, sondern auf dem Ritničohkka, dem Berg mit dem Handy-Sendemasten, höchstwahrscheinlich Finnlands zweitgrößter Berg. Trotzdem blieb ich erstmal in der Halti- Autiotupa und genoss vor dem Schlafengehen noch ein eiskaltes Bad im Hàldijàrvi.


18.07.2012:
Auf Finnlands größten Berg muss ich trotzdem, auch wenn ich am Vortag komplett falsch gegangen bin. Ohne Rucksack folge ich den Markierungen und bin ziemlich schnell oben, wundere mich auf Grund des Hypes rund um den Berg, weise mir die Nr. 103.332 zu und bin auch relativ schnell wieder unten.

Danach folge ich den Weg in Richtung Kilpisjärvi, der von da an von mir ‚Highway to Halti‘ genannt wird und im Vergleich zum norwegischen Abschnitt ausgetreten und sehr gut markiert ist. Zu Mittag mache ich eine Pause in der Phitusjärvi Autiotupa und treffe dort eine junge Finnin mit ihrer Mutter, welche mir erzählen, wie wichtig es für Finnen ist, auf dem Halti gewesen zu sein. Am Nachmittag fängt es wieder zu regnen an, weshalb ich die Meekonjärci Autiotupa als Nächtigungsstätte auswähle. Diese Hütte hat offiziell Platz für 6 Personen, kurzzeitig waren wir allerdings 11 Personen. Aber die Finnen sind gerne draußen und als sich der Regen etwas legte, schlugen fast alle ihr Zelt draußen auf, sodass wir nur zu dritt in der Hütte schliefen.

19.07.2012:
Gut ausgeschlafen brach ich relativ zeitig auf und kam gut voran, schon am Vormittag erreichte ich die Kuonjarjoki Hütte, in welcher ich mich etwas aufwärmte und mit meine Regen-Bekleidung anzog, da es in der Zwischenzeit zu regnen angefangen hat. Flott gings im Regen weiter zur nächsten Hütte, der Saarijärvi, in welcher ich mein Mittagessen zu mir nahm und eine etwas längere Pause machte, um wieder trockenes Gewand zu haben. Von dort aus ging ich weiter in Richtung Kilpisjärvi. Allerdings ging ich kurz vorher quer Feld ein direkt zum südöstlichen Fuße des Saana, um dort mein Zelt aufzuschlagen. Das letzte Stück des Weges abseits der Markierung war sehr anstrengend, immer wieder rauf und runter und durch Büsche. Ziemlich müde finde ich dann einen passenden Zeltplatz und schlafe aber nicht besonders gut, da der Wind bedrohlich weht.

Aber mein Zelt hält ohne Probleme.

20.07.2012:
Der Wind erschwert mit das Packen, wudurch ich erst etwas später loskomme. So erreiche ich gegen Mittag das Retkeilykeskus in Kilpisjärvi und genieße erstmal das Buffet, von welchem ich mindestens drei Portionen esse. Anschließend raste ich, wasche meine Wäsche und kaufe ein und zu guter letzt erfahre ich per Internet auch, dass ich mein Studium wirklich positiv abgeschlossen hab.

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#4

RE: Kautokeino - Kilpisjärvi - Abisko - Nikkaluokta

in Fotos, Berichte und Touren 23.12.2012 20:27
von Sápmi | 283 Beiträge

Danke für den bisherigen Bericht. Mitte Juli kann natürlich schon recht mückenreich sein, zumindest unterhalb der Baumgrenze.


Kilpailu ei kuulu erämaahan

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