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Von Abisko nach Saltoluokta
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Von Abisko nach Saltoluokta
in Fotos, Berichte und Touren 12.10.2017 21:12von Erny • | 111 Beiträge
Tja, irgendwie hakt das dieses Jahr mit dem Wanderbericht. Aber ich muss ihn ja auch nicht in einem Stück hier hineinsetzen, sondern kann stückchenweise mich da durchkämpfen.
Also fange ich einfach mal an:
20. August
Nach einer langen Zugfahrt war ich kurz vor 16:00 Uhr in Abisko-Östra angekommen. Da ich nicht auf den Kungsleden wollte, sondern durch das Lappenporten wandern, bin ich schon hier ausgestiegen, und nicht erst eine Station weiter, bei der Abisko-Turiststation.
Auf dem Bahnsteig verkroch ich mich erst einmal in die Wartehalle, um mein Rucksack wandergerecht umzupacken, und auch um meine Regenklamotten aus dem Rucksack zu holen und anzuziehen, denn es regnete, und das nicht einmal so wenig. Toll sah das hier wirklich nicht aus. Das Wasser stand auf der Straße und im Gelände. Alles sah so aus, als ob es hier schon länger geregnet hat, und auch nicht so schnell damit aufhören würde.
Fertig aufgerödelt ging ich aus der Station und auf der Straße nach Südwest, um auf den Weg zum Lappenporten zu kommen. Dort, wo der Weg, laut Karte, sein sollte, war er nicht So versuchte ich erst einmal dort, wo ein schmaler Wanderweg nach Süden führte, aus dem Ort heraus zu kommen.
So richtig führe der Weg mich nicht in die richtige Richtung, und irgendwann kam sogar ein Schild, dass es dort Richtung Kungsleden gehen würde, also Richtung Südost, wobei ich doch aber in Richtung Südwest wollte. Da ich aber keinen anderen Weg fand, ich ging erst einmal in Richtung des Kungsledens, bis ein Weg von dort in Richtung Süden abbog. Den nahm ich, auch wenn es dort keine Beschilderung gab.
Es ging erst einmal weiter so ein bisschen kreuz und quer durch den Wald. Ich schien auf Rundwegen geraten zu sein, die um den Ort Abisko herum vorhanden waren. Immer wenn ich an einen Abzweig kam, der eher in meine gewünschte Richtung verlief, bog ich dorthin ab. Irgendwann kam sogar ein Abzweig, mit einem Hinweis, dass es dort zum Lappenporten ging. Na, das war doch endlich mal was. Schon bald kam ich auch an einen kleinen See, der doch schon so groß war, dass er auf der Karte eingezeichnet war.
Nun, da ich wusste, dass ich östlich vom Bajip Njáhkájávri stand, wusste ich auch, wo ich war, und das der unmarkierte Weg, auf dem ich längs ging, und der in der Wanderkarte eingezeichnet war, mich zum Lappenporten führen würde.
Bald tauchte vor mir der Báddosdievvá auf. Eine kleine Felserhöhung, die hier ziemlich markant aus dem Gelände ragt. Wohl auch deshalb eine alte heilige Stätte der Samen. Auch wenn es inzwischen so sehr regnete, dass ich die Kamera nicht aus der Tasche nehmen wollte, klettere ich auf diesen Felsen, um mir die Landschaft von oben anzusehen. Viel zu sehen gab es nicht, dazu hingen die Wolken zu tief. Aber es war schon beeindruckend, wie der Felsen, aus dieser doch, leicht nach Südosten ansteigende Ebene, herausragte.
Da der Regen immer stärker wurde, beschloss ich, am nächsten Bach für heute Schluss zu machen. So richtig wie ein Bach sah es dann doch nicht aus, aber es floss in verschiedenen kleinen Rinnsalen, auch wenn die nur ein paar Zentimeter breit und tief waren, Wasser durch die Gegend, sodass ich dort das Zelt aufschlug.
21. August
Der Tag fing nicht so gut an. Ich hatte schlecht geschlafen, bin mit Kopfschmerzen wach geworden und daher bis nach 10 Uhr im Schlafsack geblieben. Habe mich dann aber doch aufgerafft, da ich, selbst wenn ich an dem Tag nicht weit kommen würde, es doch bis zum nächsten richtigen Bach schaffen wollte. Der Weg war ziemlich steinig und mühsam, aber das empfand ich auch vielleicht nur so, weil jeder Schritt einen Stoß in meinem geplagten Kopf hinterließ.
Wie geplant, lief ich nur bis zum nächsten Bach, das waren im Grunde nicht einmal zwei Kilometer. Dort fand ich aber dafür einen tollen Platz, baute das Zelt auf, machte noch eine kleine Runde mit der Kamera, um mal zurück zum Torneträsk zu schauen,
und gegen halb vier lag ich auch bereits im Schlafsack, in dem ich dann auch bis halb neun am nächsten Tag durchschlief. Ich schien es nötig gehabt zu haben.
22. August.
Nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich kurz nach elf Uhr auf den Weg. Heute sollte es durch das Lappenporten gehen. Der Himmel war bewölkt, aber es sah nicht direkt nach Regen aus. Trotz dichter Wolkendecke konnte man die Berge in der näheren Umgebung sehen, und, es lag noch sehr viel Schnee an den Hängen. Ich hatte schon in Lübeck, in den Wochen vor der Tour, den Wetterbericht verfolgt gehabt. So richtig war der Sommer bis jetzt hier noch nicht eingetroffen.
Mit der Zeit kam sogar ein blauer Himmel zum Vorschein, sodass es sich auch lohnte, ein paar Fotos von der Umgebung zu machen.
Und das Lappenporten sah von hier ganz anders aus als von der Abisko-Turiststation.
Zurück in Richtung des Torneträsk sah da Wetter sogar richtig gut aus:
Nach vorne ging es weiter stetig bergauf, und die Wolken kamen immer tiefer. Ab dem Bach, der von Süden vom Nissoncorru herunter floss, war der Wanderweg dann auch markiert. Wobei man etwas schauen musste, um die Markierung zu erkennen. Die Markierung bestand oft nur aus einem kleinen Stein, der auffällig auf einem anderen Stein lag, oder einer Steinplatte, die statt zu liegen, senkrecht zwischen zwei Steinen eingeklemmt war. Man musste also schon schauen, ob es Steine gab, die in einer unnatürlichen Art herumlagen, und somit von Hand so hingelegt worden sind
Und dann stand ich direkt vor dem Lappenporten, und quetschte mich rechts von dem See an den Torpfosten vorbei.
Ein Blick zurück. Zwischen den beiden Torpfosten war doch ausreichend Platz, sodass ich nicht durch den See gehen musste. Wie man aber beim folgenden Foto sehen kann, war auch das Gelände mit Wasser vollgesogen. Das Wetter muss hier schon seit Wochen beschi… gewesen sein.
An dem zweiten, dem kleineren See, der am Torausgang lag, machte ich an dem Bach, der dort vom Berg herunterkam, Schluss für heute. Auch wenn die Gegend eigentlich schön eben war, war es gar nicht so leicht, einen Zeltplatz zu finden. Überall gab es Wasserlachen. Da musste man richtig suchen, um einen Platz, der zwei mal einen Meter durchgehend trocken war, zu finden.
Im Hintergrund der Tjuonatjåkka, der östliche Pfosten des Lappenporten.
Auch wenn das Wetter schlecht war, es kalt und windig war, drehte ich mit der Kamera noch eine kleine Runde. Dabei fand ich einen Stein, der vor einiger Zeit noch so heiß gewesen sein muss, dass er damals flüssig gewesen war. Aber das muss wirklich schon eine Weile her gewesen sein, denn er strahlte überhaupt keine Wärme mehr ab.
So, das war na klar noch nicht alles. Mal sehen, wann es weitergeht. Wenn ich schnell bin, schon in ein paar Tagen.
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RE: Von Abisko nach Saltoluokta
in Fotos, Berichte und Touren 24.10.2017 10:53von Erny • | 111 Beiträge
So, ich mach dann mal weiter:
23. August
Ich bin ziemlich früh wach geworden und habe auch gleich mal aus dem Zelt geschaut. Die Wolken waren durchgehend, aber es sah nicht direkt nach Regen aus. Es wehte allerdings ein kalter scharfer Wind von Norden, also durch das Lappenporten, sodass ich gleich mal den Fleecepullover, die Handschuhe, und auch die Regenjacke anzog, um mich vor dem Wind zu schützen. Ich holte mir Wasser vom Bach, kroch wieder in den Schlafsack und kochte im Zelt mein Frühstück.
Bis ich dann alles gepackt hatte, war es auch schon wieder 10 Uhr vorbei, ich füllte noch meine Wasserflasche auf und ich machte mich dann auf den Weg. Gerade als ich losgehen wollte, hörte der kalte Wind auf, es wurde regelrecht windstill, was das doch alles gleich viel angenehmer machte.
In dem Sinne einen Weg konnte ich nicht entdecken, aber es gab in regelmäßigen Abständen die üblichen kleinen Hinweise mit Steinen, denen ich folgte. Das Gelände war wirklich toll zu begehen. Kurzes Steppengras, das ab und zu mit Steinen durchsetzt war.
Nächstes Foto: Blick nach vorne, wobei es dann später hinter dem Berg, auf der rechten Seite des Fotos, nach rechts ging.
Aber bevor ich dorthin kam, kam ich noch an dem Cuonjájohka vorbei. Auch wenn er noch Wasser führte, und ich eine kleine Trinkpause einlegte, fragte ich mich doch, wieso er so sehr ausgetrocknet war. In der ganzen Gegend sah es feucht aus, teilweise stand das Wasser mitten im Gelände, aber wenn man sich so ansah, wie viel Wasser wohl ansonsten dieses Bachbett mit sich führte, war dieser Bach schon fast eine Steinwüste.
Hinter dem Bach ging es langsam, am Hang des Berges, bergauf. Ab und zu sah man leicht angedeutet einen Trampelpfad, wobei ich mich aber eher an den Markierungen hielt als an den zu sehenden Pfad selbst. Die Berge im Hintergrund hatten noch richtig viel Schnee, und auch rechts von mir tauchte das eine oder andere Schneefeld auf. Hier war, Ende August, immer noch eher Frühling als Sommer.
So ein bisschen verlor ich dann die Markierungen aus dem Auge, und ich folgte meinem Gefühl und dem Gelände und befand mich dann bald an der Südflanke des Berges. In das nächste Tal rechts, westliche des Berges, nach Norden führend, das auftauchte, aus dem der Nissonvággijohka herbei floss, wollte ich nicht. Ich wollte über, bzw. durch den Fluss, und weiter in Richtung Südwesten. Und als ich am Nissonvággijohka ankam, war auch klar, dass es nicht über den Fluss gehen würde, sondern durch ihn durch.
Erst einmal ging es steil den Hang zum Bach hinunter. In früheren Zeiten muss der Fluss viel mehr Wasser geführt haben. Er hatte sich richtig tief ins Gelände gefräst. Ich suchte mir eine Stelle, etwas breiter, mit nicht so einer reißenden Strömung, holte meine Sandalen aus dem Rucksack, zog die Stiefel aus und machte mich mit dem Rucksack durchs Wasser. Dann holte ich noch meine Kamera und die Stiefel rüber und machte erst einmal eine kleine Pause. Die Füße mussten trocknen, ein paar Kekse als Stärkung waren auch nicht schlecht, und Wasser zum Trinken gab es hier reichlich.
Bevor ich dann mich wieder auf den Weg machte, zog ich aber meine Regenjacke wieder an, die ich schon beim letzten Bach (der, der fast nur aus Geröll bestanden hat) ausgezogene hatte. Es wehte zwar immer noch kein kalter Wind wieder, aber es fing an zu regnen. Dann kletterte ich den Hang auf dieser Seite hoch und schaute mich nach dem Weg um, den ich aber nicht sehen konnte.
Ich war, wie feststellte, doch zu weit nach Norden abgedriftet. Ohne Weg bin ich nach Gefühl durch das Gelände gegangen, sumpfiges Gebiet, Stellen mit Gebüsch, das mir bis zu den Schultern reichte, und steile Felsklippen umlaufend. So war ich bereits weit vor dem Fluss doch etwas von meiner eigentlichen Richtung zu weit nach Norden abgekommen.
Also ging es nun grob in die Richtung weiter, die ich dachte, um dorthin zu kommen, wohin ich eigentlich wollte. Irgendwann würde ich schon auf den, auch offiziell markierten Bessesvággi gelangen, auf den ich hier stoßen sollte. Das passierte auch dann bald, und ich ging wieder auf einem markierten Weg, der sogar ohne Markierung zu erkennen war.
Schon vor dem Nissonvággijohka hatte ich bereits wieder an Höhe verloren, sodass auch langsam richtiger Bewuchs, in Form von Büschen und Gestrüpp auftauchte. Toll war der Weg auch nicht. Es ging sehr über Stock und Stein.
Als ich mir am kleinen Bach Goalkasjohka ein Platz für mein Zelt suchte, musste ich, wegen des ganzen Gestrüpps, schon etwas suchen, wo denn noch zwischen den Büschen genug Platz für mein Zelt sein würde.
24. August
Wieder bin ich so gegen 8 Uhr wach geworden. In der Nacht hatte es mehrmals geregnet, und als ich aus dem Zelt schaute, sah es aus, als ob es jeden Moment wieder anfangen würde. Die Wolken hingen tief, dick und dunkel am Himmel. Ich holte mir Wasser vom Bach, und da um mich herum nur Gebüsch war, kochte ich liegend im Zelt. Frühstück im Bett hat ja auch was.
So kurz nach 10 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg. Erst einmal kam eine steile Steigung, und dann ging es immer auf dem Weg längs, der gut zu sehen war. Wobei teilweise, man sieht es auf dem nächsten Foto im Hintergrund, man sich durchaus durch Buschwerk durchkämpfen musste.
Rechts von mir, weiter oben, hatten Rentiere irgendwie weniger Probleme mit dem Gelände als ich. Da kam bei mir schon die Überlegung auf, dorthin zu wechseln. Aber es musste ja wohl einen Grund geben, warum der Weg hier war und nicht dort oben. Also blieb ich auf dem Weg.
Links von mir tauchte der Rautesjaure auf. Das wäre wirklich ein geiler Ausblick gewesen, wenn die Wolken nicht so tief liegen würden. Aber auch so sah das nicht schlecht aus.
Dann, nach ein paar Hundert Metern, wurde es richtig lustig. Der Weg sollte zwar markiert sein, aber Markierungen waren nicht mehr zu finden. Auch der Weg war eigentlich nur noch zu erahnen. Es ging nicht mehr einfach nur durch Gestrüpp, sondern durch einen dichten Birkenwald mit Gestrüpp. Man musste dabei sich durch Gestrüpp kämpfen, über umgefallene Bäume klettern und sich zwischen stehenden Bäumen durchzwängen, dann bog der, eigentlich nur zu ahnende Weg rechts ab, bergan, sodass man über Felsen, die dort auch noch herumlagen, hochklettern musste. Dann ging es durch sumpfiges Gelände und wieder durch Gestrüpp und Wald mit herumliegenden und stehenden Bäumen. Dann sah ich endlich eine freie Fläche vor mir, freute mich auf ein schnelles Vorwärtskommen und stand auf einmal vor einem Sumpf, durch den ich nicht gehen konnte. Also am rechten Rand des Sumpfes, am Waldrand längs, weiter. Hinter dem Sumpf ging es wieder über Stock, Stein und über auf dem Boden liegenden Bäumen. Als mal kurz der Weg zu sehen war, machte ich noch mal ein Foto.
Irgendwann, ich hatte schon lange keinen Weg mehr gesehen, sondern hatte mich einfach so durch den Wald und die Büsche geschlagen, kam ich an eine größere offene Fläche, die nicht aus Sumpf bestand. Ich peilte, wo ich ungefähr war. Der Rautejaure lag schon weit hinter mir (in nächsten Foto im Hintergrund). Ich musste weiter, rechts aus dem Foto raus, laufen, dort war aber wieder Wald und Gebüsch, aber das war nun mal nicht zu ändern. Der Berg, der rechts im Foto zu sehen ist, ist der AlipVealevárrri, den ich, im großen Abstand links von mir lassen musste. Nur ganz langsam musste ich mich ihn nähern, um an den Fluss Aliseatnu zu kommen, denn dort sollte dann irgendwann eine Brücke sein, über die ich rüber musste.
Ich peilte grob die Richtung an, in der die Brücke liegen musste und schlug mich weiter durch den Wald, das Gebüsch, und wenn eine sumpfige Stelle nicht zu sumpfig wurde, eilte ich mit schnellen Schritten, damit ich nicht tief einsackte, darüber hinweg. Das klappte nicht immer, und ab und zu sackte ich dann bis über die Knöchel ein.
Und so gegen 19 Uhr kam ich an endlich den Fluss. Nach der Geländeformation, die auf der anderen Uferseite zu sehen war, war ich knapp einen Kilometer vor der Brücke auf den Fluss gestoßen. Also schlug ich mich, auch hier gab es nur dichten Wald, Gestrüpp Untergehölz und Felsen, am Ufer weiter in Richtung Westen, da ich eigentlich noch an dem Tag bis zur Bücke kommen wollte. Aber ich kam nur ungefähr hundert bis zweihundert Meter weit.
Dort fand ich eine kleine Lichtung, direkt am Fluss. Und wenn ich mir, direkt am Ufer stehend, das weitere Ufer ansah, zweifelte ich daran, ob ich so etwas noch einmal finden würde. Aus meiner Sicht war das hier die einzige Stelle in der Umgebung, auf der ein Zelt passte, und laut Karte war an der Brücke auch keine Besserung zu erwarten.
Also blieb ich hier und baute mein Zelt auf. Das sah doch ganz nett hier aus.
25. August.
Ich wurde wieder so gegen 8 Uhr wach und schaute auch gleich mal raus. Über Nacht hatte es mehrmals geregnet, und ich wollte man sehen, was das Wetter so macht.
Tja, es wehte ein kalter Wind, runde hundert Meter über mir war der Regen, der in der Nacht bei mir heruntergekommen war, als Schnee gelandet, und es sah aus, als ob es jeden Moment wieder anfangen würde, zu regnen.
Ich holte Wasser vom Fluss, kochte im Zelt mein Frühstück, packte und machte mich auf den Weg. Schon beim Packen hatte es wieder angefangen zu regnen, und so landete auch die Kamera im Rucksack. Dort blieb sie auch den ganzen Tag.
Da ich am Tag davor mehr als einmal so tief im Sumpf eingesackt bin, dass das Wasser von oben in die Stiefel hineingelaufen war, hatte ich das wonnige Gefühl, von nassen und kalten Wandersocken und Wanderstiefeln. Nur durch Laufen würde es besser werden, also beeilte ich mich, dass ich los kam.
Schnell ging es aber nicht voran. Ich quetschte mich, meistens dicht am Ufer, zwischen den Bäumen durch, kletterte über liegende Baumstämme und Felsen, ab und zu müsst ich doch etwas vom Ufer weg, da es dort nicht weiterging. Ich hielt das Ufer aber immer im Blickfeld, um die Brücke nicht zu verpassen. Auch wenn die Brücke wohl nur knapp einen Kilometer von meinem Übernachtungsplatz entfernt gewesen war, dauerte es eine gute Stunde, bis ich endlich vor ihr stand.
Glücklich, mal wenigstens ungefähr 15 Meter mich nicht zwischen Bäumen durchschlängeln zu müssen und nicht über Felsen und umgefallenen Baumstämmen zu klettern, ging ich über die Brücke. Dahinter ging das Elend dann aber gleich wieder los – und das im ständigen Regen. Zum Glück hörten aber schon nach einer kurzen Strecke der Wald, das Gebüsch und die Felsen auf, und es kam ein Weg zum Vorschein, den man gut gehen konnte. Ab und zu verschwand der Weg mal, aber das Gelände war so beschaffen, dass man auch ohne Weg gut sehen konnte, wo es längs gehen sollte, und ich hielt einfach, nach Karte und Gelände, ungefähr die Richtung ein, die der Weg, laut Karte, führen sollte. Im Grunde war das sehr einfach, denn der Weg sollte an den Fluss Vierrojohka führen, der von Süden kommend, ungefähr einen Kilometer östlich von meinem letzten Zeltplatz, in den Aliseatnu, an dem ich übernachtet hatte, mündete. Der Fluss war zu breit, um ihn zu übersehen, wenn man auf ihn stieß. Direkt am Fluss war der Weg auch wieder gut zu sehen, und so ging ich an dem Fluss weiter, bis zu der Brücke, die über ihn, zum Westufer hin, rüber führt.
Diese Brücke wollte ich zwar nicht benutzen, aber bei ihr sollte ein markierter Weg, von Westen, über die Brücke kommend, weiter nach Osten gehen, in Richtung des Nordendes des Alesjaure, wohin ich wollte.
Bereits vor der Brücke gingen mehrere Pfade nach Osten ab, und als ich die Brücke in der Ferne sehen konnte, bog ich von meinem Weg auf einen dieser Pfade, kletterte einen Hang hoch und stand dann auf einer Hochebene, auf der weniger Weg, aber doch die Wegmarkierungen zu sehen waren. Das Gelände war gut, und so achtete ich nur darauf, dass ich die Wegmarkierungen nicht aus den Augen verlor. Nach zwei Kilometern kam ein kleiner Bach von Süden, ich machte eine kleine Pause, und dann ging es weiter.
Und dann, nach vielleicht einer weiteren Viertelstunde, wandelte der Regen, der nie aufgehört hatte, sich in Graupel, wurde heftiger und kam von Westen, also mir immer schon brav ins Gesicht, und das dann mit wirklich heftigem Wind von vorne. Bald war der Wind so stürmisch, dass ich mich richtig gegen ihn lehnen musste, um vorwärtszukommen.
Im Grunde wurde es dringend Zeit, mit der Tagesroute Schluss zu machen. Allerdings wollte ich zumindest dort, wo ich mein Zelt aufstellen wollte, einen kleinen Bach haben, und gerade jetzt war kein Bach weit und breit zu sehen. Erst nach dem ich mich schon gut eine Stunde gegen den Wind und Graupel gestemmt hatte, stieß ich endlich auf einen Bach.
Ich baute das Zelt auf, holte mir noch schnell Wasser ins Zelt, machte dann den Eingang dicht und kroch in den Schlafsack, um erst einmal wieder warm zu werden, denn die kurze Zeit, in der ich das Zelt aufbaute, hatte schon gereicht, dass die Wärme, die man durch das Wandern bekommt, wieder verschwunden war.
26. August
Als ich wach wurde, fegte immer noch ein Gemisch aus Regen und Graupel, von Westen kommend, bei scharfem Wind über mein Zelt. Als das Regen/Graupelgemisch kurz mal Pause machte, zog ich meine Regenjacke und die Sandalen an, eilte zum Bach, um Wasser zu holen, und verkroch mich wieder ins Zelt. Aus dem Schlafsack schoss ich dann noch schnell ein Foto von der einladenden Umgebung.
Kurz darauf, ich war noch beim Frühstück kochen, setzte der Sturm, mit Regen und Graupel von Westen kommend, wieder ein. Und dabei blieb es auch den ganzen Tag. Wenn man einmal davon absah, dass ich ab und zu mal vor das Zelt ging, um auch meinen Beitrag zur Bodenbewässerung zu leisten (immer mit dem Wind, nicht dagegen), blieb ich im Zelt und erkundigte mich, wie ein Schwede sich in Berlin zurechtgefunden hat.
Håkan Nessers Roman „Elva dagar i Berlin“.
Mal sehen, was der nächste Tag bringen würde.
Mal sehen, wann es hier weiter geht.
RE: Von Abisko nach Saltoluokta
in Fotos, Berichte und Touren 06.12.2017 17:37von Erny • | 111 Beiträge
So, dann mach ich mal weiter.
27. August
Wow, ich bin wach geworden, weil die Sonne das Zelt regelrecht aufgewärmt hat. Völlig perplex habe ich raus geschaut und es war wirklich blauer Himmel. Ab und zu gab es zwar eine Wolke, aber die waren jeweils klein und unbedeutend.
Also, erst einmal raus, und alle Klamotten zum Trocknen auf einem großen Stein in die Sonne gelegt.
Dann machte ich mich selbst auf, etwas mit meiner Kamera durch die Landschaft zu gehen. Bei schönem Wetter sah die Gegend gar nicht mehr so schlecht aus.
Von da hinten, links unten, bin ich gekommen (rechts der Suorivárri)
Südlich von mir zog sich eine Bergkette längs, die Nordflanke des Kåttjåkka und Miesákcohkka
In der Zwischenzeit war auch der Schnee, den ich in der Nacht von meinem Zelt abgeschlagen hatte, fast ganz weggeschmolzen. Immerhin, noch war August. Wenn denn die Sonne mal schien, dann wärmte sie auch.
Dann fing ich langsam an zu packen. Die Klamotten, die nur etwas feucht geworden waren, waren inzwischen trocken, und die, die nass gewesen waren, waren immer noch nass, aber zumindest fühlten sie sich etwas wärmer an (z. .B. Socken und Stiefel).
Gegen 12 Uhr war ich wieder auf dem Weg. Der Weg war toll, es ging immer leicht bergauf und bergab, und da die Sonne weiter schien, machte das richtig Spaß, auch wenn vom Weg direkt nicht immer was zu sehen war. Da die Richtung, auch durch die Berge südlich von mir, vorgegeben war, musste ich hier nicht darauf achten, ob ich nun noch auf dem Weg war oder nicht.
Bald kamen auch die ersten Vorboten des Alesjaure (Alisjávri) in mein Blickfeld. Der See ohne Namen, östlich des Bieggaluoppals, war der erste, der ins Blickfeld kam, und gleich dahinter, auch schon auf dem Foto, der Bieggaluoppal und danach der Áhpparjávri.
Und hier musste ich mich auch weiterhin nur irgendwie zwischen den Bergen links von mir und dem Gewässer rechts von mir durchzwängen. Aber es war ja genug Platz vorhanden. Links unten im Bild (links von dem einzelnen Felsen) sieht man ein Stück des Weges.
Dann mal ein Foto der Seenkette von beiden Seiten mit Bergen eingerahmt. Ich musste nur darauf achten, dass ich am linken Ufer, dem südlichen, bleibe. Aber wäre ich zu weit nach rechts abgekommen, hätte ich durch den Ruossaluoppal gemusst, was ich wohl, auch wenn meine Stiefel sowieso noch nass waren, gemerkt hätte.
Auf dem nächsten Foto ist wieder der Weg zu sehen, wie er sich von der Mitte der Bildunterkante, mit einem leichten Tatsch nach rechts, von mir weg schlängelt.
Es war nicht „viel“ Weg, und bei dem Gelände achtete ich auch nur temporär darauf, ihn nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Ab und zu gab es mal sumpfige Stellen, aber dann sah man auch schon entsprechende Holzbohlen, sodass man auch nirgends einsackte. Auch wenn der Kungsleden noch etwas entfernt war, merkte man doch, man näherte sich ihm.
An einem kleinen Bach, der in den Áhpparjávri fließt, machte ich Schluss für heute. Zuerst war ich am Überlegen, ob ich noch etwas weitergehen sollte, aber dann würde ich schon bald, von meiner Westnordwest-Richtung nach Westen und Südwesten abbiegen, bis ich zum nächsten, in der Karte eingezeichneten Bach kommen würde, und ich hätte dann den Miesákcohkka südöstlich von mir. Sollte das Wetter morgen Früh auch so toll sein, würde er zwischen meinem Zelt und der aufgehenden Sonne stehen, und ein paar Sonnenstrahlen auf das Zelt waren nicht zu verachten.
Das war ein feiner Wandertag gewesen. Auch wenn zwischendurch mal ein paar Tropfen vom Himmel gefallen waren, hatte auch das Wetter mitgespielt.
28. August
So gegen 7 Uhr wurde ich, als die ersten Sonnenstrahlen auf mein Zelt schienen, wach. Das fühlte sich doch gut an, und ich stürmte auch gleich mal raus. Ging ich ein paar Schritte in die falsche Richtung (damit meine ich, in den Schatten), wurde es sofort bitterkalt, aber in der Sonne wärmte die Sonne wunderbar. In der Nacht musste es richtig kalt gewesen sein, denn mein Zelt war, als ich aufgestanden bin, noch von Raureif bedeckt gewesen, der aber in der Sonne schnell wegschmolz. Ich machte erst einmal einen Spaziergang durch die Gegend, dort wo die Sonne schien, auch zu dem See hinunter, und irgendwann holte ich mir Wasser aus dem Bach und kochte mir, gemütlich draußen auf einem Stein sitzend, mein Frühstück.
So gegen 10:30 Uhr war alles gepackt, und ich machte mich auf den Weg. Das Wetter war immer noch toll, wobei aber doch langsam aber sicher die Wolken zunahmen und der Teil vom Himmel, der blau blieb, auch langsam diesiger wurde. Es gab dort oben eindeutig eine Menge Feuchtigkeit. Der Wind wehte kalt und scharf aus dem Westen, woher auch die Wolken kamen. Es war also abzusehen, dass es nicht ganz so toll bleiben würde, wie es gerade war.
Der Weg ging nicht direkt am Ufer längs, sondern machte eine Abkürzung, um nicht ganz um die Landzunge, die zwischen dem Áhpparjávri und dem Miesákjávri liegt, herumlaufen zu müssen.
Als ich dann, am Ende des Miesákjávri, dort wo die eingezeichnete Watstelle zwischen dem Miesákjávri und dem Rádujávri, zum Westufer liegt, wieder in die Nähe des Ufers kam, war der Himmel schon wieder fast ganz bewölkt. Die Hoffnung, dass ich wohl doch noch eine Schönwetterperiode, wie es hier oben im Norden oft zum Ende des Sommers kommt, erhalten würde, schien sich nicht zu erfüllen.(Blick nach Norden)
Ich wollte auf dieser Seite des Ufers bleiben und machte daher, auf der Höhe der Watstelle, nur eine kleine Keks- Fotografier- und Wohlfühlpause.
Der Weg war weiterhin gut, ab und zu verzweigte er sich, ab und zu sah ich ihn überhaupt nicht, aber das war nicht weiter tragisch, da links von mir Berge waren und rechts der See. Hier sich zu verlaufen wäre schon fast eine Kunst gewesen,
Dann ging es weiter. Kurz vor dem Bach, der (auch laut Karte) nördlich des Berges Vistttasvárri herunterkommt, fing es an zu regnen, und das gleich so stark, dass ich vorsichtshalber meine Kamera in den Rucksack stopfte – zum Glück, wie sich bald herausstellen würde.
Dann kam ich an den schon erwähnten Bach, und ehe ich mich versah, überkam mich ganz unerwartet, als ich mich gerade mitten im Bach befand, eine so starke mystische Frömmigkeit – und tiefe Demut - gegenüber dem Bach- Fluss- und Wassergott, dass ich mich plötzlich, geistig völlig entrückt, alle Viere von mir gestreckt, auf dem Bauch liegend, mitten im Bach wiederfand. Das passierte so plötzlich, dass ich nicht einmal Zeit hatte, den Rucksack abzunehmen, und während ich dort noch, alle Viere von mir gestreckt, auf dem Bauch und mit der Nase im Wasser lag, fiel mir ganz spontan ein: „Ein Glück, dass du die Kamera in den Rucksack gestopft hast. Das hätte sicher wehgetan, wenn du mit dem Bauch auf den Bachgrund geknallt wärst, und zwischen dir in dem Grund hätte noch die Kamera gelegen. Davon abgehen, wäre es der Kamera sicher nicht gut bekommen.“
Nach einem kurzen Überraschungsmoment hatte ich mich aber wieder gefasst und rappelte mich langsam wieder hoch. Nicht weit von dem Bach war ein größerer Felsen, und dort legte ich erst einmal meinen Rucksack ab, und schaute, ob denn alles in Ordnung bei mir sei.
Wow. Und dabei war das doch ein völlig harmloser Bach gewesen. Hatte ich zumindest gedacht.
Tja, die alte Regel. Die gefährlichste Gefahr ist die Gefahr, die so klein und unbedeutend ist, dass man sie nicht sieht. Man achtet nicht auf sie, und eher man sich versieht, ist es passiert. Bei einem reißenden Fluss, der mir bis zu den Knien geht, wäre mir das nicht passiert, da ich bei jedem Schritt darauf geachtet hätte, festen Tritt zu finden.
Nach dem ich mich von meinem völlig unerwarteten religiösen Anfall erholt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg, weiter in Richtung Südende des Alisjávri.
Das letzte Stück des Weges bin ich nicht mehr dem markierten Wanderweg gefolgt, sondern der Spur, die die Samen mit ihren Quads oder anderen Geländefahrzeugen hinterlassen haben.
Am Südende des Sees durchquerte ich noch die Samensiedlung, und am Bach, der südlich von der Siedlung, vom Durkkecohkka runter kam, machte ich Schluss für heute. Der Bach war ziemlich mit Gebüsch zugewachsen, und es dauerte etwas, bis ich einen freien Platz für mein Zelt fand. Inzwischen war es auch windstill geworden, sodass den Mücken wieder einfiel, dass sie Blut benötigten. Bevor das Zelt aufgebaut wurde, schmierte ich mich daher erst einmal mit Mückenschutz ein.
Geregnet hat es an dem Tag nicht viel, auch wenn es oft danach aussah, und wenn man einmal von meiner Demutsbekundung gegenüber dem Flussgott absah, war das ein toller Tag gewesen.
29. August.
Über Nacht hatte es mehr als ein Mal ordentlich gepladdert, und als ich so gegen halb acht mal raus schaute, sah das alles gar nicht so toll aus. Sicher, ein Regenbogen, wenn auch nur ansatzweise, hat was, aber wie das so drum herum aussah, sah das nicht gerade super aus.
Gegen 10 Uhr war alles gepackt und ich düste los. Das Wetter, durchwachsen, wie es war, zeigte dunkle Wolken mit blauem Himmel dazwischen.
Ich machte dann noch ein Foto von den Alesjaurestugorna, und als ich an der Brücke ankam, die dort über den Fluss zu den Hütten und zu dem Kungleden Richtung Norden führte, fing es an zu regnen.
Nach Süden ging der Kungsleden auf meiner Seite weiter, sodass ich nicht über die Brücke brauchte. Ich machte dort aber trotzdem noch einmal kurz Halt, um meine Kamera in den Rucksack zu packen und mich auch ansonsten regengerecht aufzurödeln, denn der Regen wurde stärker.
Bevor ich die Kamera für mehrere Stunden wegpackte, schoss ich noch schnell ein Foto in die Richtung, in die ich wollte.
Und ich war kaum wieder unterwegs, da fing es an in Strömen, als ob ich unter einer voll aufgedrehten Dusche stehen würde, zu regnen an, mit wirklich dicken Tropfen, wie man sie selten sieht. Was alleine schon deshalb schade war, da das Tal mit seinem Fluss, der sich durch das Tal geradezu schlängelt, wirklich wert gewesen wäre, auf die Speicherplatte des Fotoapparates gebannt zu werden.
Es regnete aber, bis ich dann den Aufstieg zur Tjäktjastuga begann, ständig, meistens wirklich in Ströme mit dicken Tropfen, mal etwas weniger, wobei das weniger auch noch sehr viel weniger war.
Erst als ich den Aufstieg zur Tjäktjastuga begann, hörte es auf zu regnen und ich gönnte mir mal wieder eine Kekspause, und holte dann auch gleich mal meine Kamera aus dem Rucksack.
Ich kletterte auf einen kleinen Hügel, der neben mir so herumstand, und schoss erst einmal ein Foto nach Norden. Von dort bin ich gekommen.
Die Tjäktjastuga, auf der andern Seite des Flusses.
Nach dem ich auf gleicher Höhe der Stuga angelangt war, ging ich an der Brücke, die zur Hütte führte, vorbei, und wanderte dann über die anschließende Hochebene, die sich eigentlich nur daraus auszeichnete, eine Steinwüste zu sein, teilweise leicht von Wasser bedeckt. Und über dunklen Wolken schaute immer auch mal blauer Himmel hervor.
Am Ende der Hochebene erwartete mich der Tjäktapass, bei dem es noch einmal steil hoch geht, zur Tjäktaschutzhütte. Aber so weit kam ich an diesem Tag nicht mehr.
Am Ende der Hochebene, die, wie bereits beschrieben, nur aus einer Steinwüste besteht, kam ich an eine Grasfläche, da hätte man schon fast Lust bekommen, die Golfschläger herauszuholen, und eine Runde Golf zu spielen. Nun, Golfschläger hatte ich nicht mit, und ich kann auch gar nicht Golf spielen. Aber ich hatte ein Zelt mit, und da es schon nach 19 Uhr war und hier auch noch ein wunderschöner Bach floss, machte ich hier für heute Schluss.
30. August
Tj, so ändern sich die Perspektiven. Wenn ich heutzutage an einem Abhang vorbeigehe, an dem ich als Kind mit einem Schlitten herunter gerodelt bin, wunde ich mich immer, wie klein doch dieser Abhang ist. Als Kind kam er mir immer viel größer und steiler vor.
Bei solchen Anstiegen, wie hier zum höchsten Punkt des Tjäktapasses, war es genau umgedreht. Sie kommen mir heutzutage höher und steiler vor als vor zwanzig Jahren, oder wann man hier auch immer schon mal den Pass hoch gekraxelt ist.
Gegen halb elf hatte ich meine Sachen gepackt und machte mich auf den Weg. Der Himmel war bewölkt, aber es sah nicht nach Regen aus, wobei vom Tjäktapass aber ein eiskalter Wind herunter pfiff.
Trotz kaltem Wind kam ich ganz schön ins Schwitzen, bis ich oben an der Hütte angekommen war. Der höchste Punkt der Wanderung war erreicht. Von nun an ging es nur noch bergab, wobei bergab auch mal heißen konnte, fünfzig Meter runter und fünfundvierzig Meter wieder hoch.
Kurz hinter der Hütte musste ich dann auch erst einmal eine kurze Pause machen, auch wenn es hier kein Wasser gab und es auch nicht mehr höher ging. Aber die Aussicht nach Süden war einfach fantastisch und musste auf die Speicherkarte gebannt werden.
Nach dort unten wollte ich hin. Das sah wirklich bombastisch aus.
Ein Blick nach rechts, zu dem dortigen Einschnitt. Und „aus der Mitte entspringt ein Fluss“. Hier, bei dem kleinen Bach, in der Mitte des Fotos zu sehen, der oben am rechten Rand des Fotos sich von den Felsen stürzt, ist aller Anfang von dem, was im vorherigen Bild nach Süden fließt. Alles was hinter mir, und damit hinter dem Tjäktapass liegt, fließt nach Norden.
Dann ging es ins Tal. Der Abstieg war zwar nicht so anstrengend wie der Anstieg, ging dafür aber stärker auf die Gelenke. Unten machte ich daher erst einmal eine Rast. Dafür, dass der Fluss mal gerade ein paar Kilometer alt war, hatte er sich ganz gut gemausert, und bis zum Kaitumjaure sollte er dann auch mein ständiger Begleiter sein.
Der Kungsleden ist hier oft ein ausgewaschener Trampelpfad, bei dem man öfters mal lieber auf den Flächen neben dem Pfad geht, als auf ihm selbst.
Machmal ging der Kungleden auch nur über Geröll, zu erkennen nur an den roten Markierungen, an Steinen gemalt.
Aber der Kungsleden hat auch seine angenehmen Seiten.
Dann kamen die Sälkashütten in den Blick. Hier war ich das letzte Mal drei Jahre vorher gewesen. Damals bin ich von Süden gekommen und an den Hütten nach rechts, in den „Stuor Reaiddávággi“, abgebogen. Nun, dieses Jahr wollte ich nicht abbiegen, sondern auf dem Kungsleden weiter nach Süden.
Ich hielt mich hier nicht weiter auf, sondern ging nur über den „Marktplatz“ von Sälkas, grüßte freundlich nach links und rechts und marschierte gleich, nachdem ich noch einen kurzen Blick in das Tal des „Stuor Reaiddávággi“ (nächstes Foto) riskiert habe, weiter.
Ungefähr fünf bis sechs Kilometer hinter Sälkas, dort, wo der Guobirjohka von Osten kommt, machte ich für heute Schluss. Auch wenn der Kungsleden nicht gerade der tolle Wanderweg ist, war die Landschaft und die Wanderung toll gewesen. Das Aufbauen des Zeltes, noch mal schnell fotografieren und Wasser aus dem Bach holen, passierte mit etwas Hektik, denn es kam schon wieder eine dunkle Wolkenbank von Norden. Kaum war ich im Zelt, fing es auch schon wieder an zu schütten.
31. August
Wenn man es positiv sehen will, dann kann man sagen, dass es in der letzten Nacht nur ein einziges Mal geregnet hatte. Negativ daran war allerdings, dass dieses eine Mal gestern Abend, als ich ins Zelt kroch, begonnen hat, und erst heute Vormittag so gegen 11 Uhr aufhörte. Und so wie es auf das Zelt trommelte, war das nicht mehr so, als ob man unter einer Dusche stehen würde, sondern es hörte sich an, als ob jemand mit einem Druckkompressor das Wasser auf das Zelt prasseln ließ.
Gegen 9 Uhr war ich, nur schnell die Regenjacke überziehend, kurz mal raus, um mir Wasser vom Bach zu holen; dann trug ich noch schnell meinen Teil zur Bodenbewässerung bei, und kochte dann im Zelt mein Frühstück. Nach dem Frühstück schaute ich dann erst einmal wieder in Berlin vorbei. Man erinnere sich:
Håkan Nesser: ”Elva dagar i Berlin.”
Als es gegen 11 Uhr dann aufhörte zu regnen, fing ich an zu packen und kurz nach 12 Uhr war ich wieder auf Tour, mit der Kamera im Rucksack, denn es sah so aus, als ob jeden Augenblick wieder eine heftige Schüttung von oben kommen würde, was dann auch bald passierte. Da der Kungsleden nun mal nicht doll zu laufen ist, und da das Wetter auch nicht toll war, trottete ich einfach so vor mich hin.
So gegen 14:30 Uhr machte ich noch mal, als der Regen kurz aussetze, eine kurze Pause und holte sogar meine Kamera wieder aus dem Rucksack. Auch wenn dort, wo ich stand, sogar die Sonne durch ein kleines Wolkenloch auf den Boden schien, sah das alles ziemlich düster aus.
Dann kam auch bald Singis in den Blick, und ich schoss noch schnell ein Foto von den paar einsamen Hütten, bevor ich die Kamera wieder in den Rucksack stopfte. Denn, es fing mal wieder an zu regnen.
So ging es im Regen weiter. Erst so gegen 17:30 Uhr hörte der Regen wieder auf, sodass man auch mal Lust hatte, sich auf einen Stein zu setzen und Pause zu machen, und es lohnte sich sogar mal, die Gegend zu fotografieren, von der ich gekommen war. Irgendwo dahinten mussten die Hütten von Singis liegen.
Ich wanderte dann noch ungefähr 1 ½ Stunden weiter, und als die nächste schwarze Wolkenwand in meine Richtung zog, suchte ich mir nordwestlich des „Stuor Jiertá“ einen kleinen Bach und schlug kurz dahinter das Zelt auf. Der Bach war mickrig, nur ein kleines Rinnsal, aber hier gab es einen Platz, wo man zumindest das Zelt einigermaßen aufstellen konnte. Ein bisschen schräg, aber was soll´s.
Da ich das Zelt heute Vormittag total nass zusammengerollt hatte, war auch das Innenzelt nun nass. Aber trotzdem beeilte ich mich mit dem Wasser holen vom Bach, und verkroch mich dann auch gleich ins Zelt, denn, es begann mal wieder, und das heftig … …
So, mal sehen. Mit etwas Glück schaffe ich den Rest der Wanderung bis Silvester.
RE: Von Abisko nach Saltoluokta
in Fotos, Berichte und Touren 28.12.2017 12:41von Erny • | 111 Beiträge
So, dann kommen wir mal zum Ende.
1. September
Gegen 6:30 Uhr bin ich wach geworden. Wasser hatte ich mir ja schon gestern Abend noch vom Bach geholt, so fing ich auch relativ gleich an, mir mein Frühstück zu kochen, nach dem ich vorher aber noch einmal, einfach so, mit meiner Kamera eine kleine Runde um das Zelt gedreht habe. Es war zwar bewölkt, aber es war nicht zu leugnen, die Aussicht, Richtung Norden, woher ich gekommen war, hatte was.
Nach dem Frühstück habe ich in aller Ruhe gepackt und so gegen 9:45 Uhr bin ich dann losgekommen. Für meine Verhältnisse ein relativ zeitiger Aufbruch.
Langsam kamen dann auch schnell wieder die ersten dunklen Wolken auf, aber noch fing es nicht an zu regnen. Dafür sorgte der Kungsleden für Qualen.
Zum Glück wurde der Weg aber bald besser, und so ging es, nach Regen aussehend, aber trocken bleibend, weiter nach Süden.
Der kleine Bach, der mir beim Tjäktjapass begegnet war, als er sich, aus einem Nebental, von einem Berg nach unten stürzte, hatte sich inzwischen zu einem beeindruckenden Fluss entwickelt.
Da es sowieso Zeit für eine Kekspause war, setze ich mich ans Ufer. Trotz der Wolken sah es nicht nach Regen aus, und es war inzwischen so windstill geworden, dass das Wetter nicht so kalt war, wie es auf dem Foto vielleicht aussieht. Es war richtig angenehm. Gegen meinen Rucksack gelehnt gönnte ich mir hier eine ausgiebige Keks- und Wohlfühlpause.
Dann ging es, immer dicht am Flussufer längs, weiter, bis ich an dem nordwestlichsten Ausläufer des Leaibeceabetcohkka ankam. Dort gewann ich wieder etwas an Höhe, so konnte ich noch einmal ein tolles Foto in die Richtung schießen, aus der ich gekommen war.
Und dann nur noch ein paar (und etwas mehr) Meter, und ich stand auf der Brücke, die mich zum Westufer des Flusses führte.
Hinter der Brücke machte ich erst einmal wieder eine kleine Pause, auch wenn der Wind inzwischen wieder kalt aus dem Norden pfiff. An das Wasser vom Fluss kam ich nicht ran, aber zwanzig Meter von mir entfernt kam ein kleiner Bach aus einem Wald und stürzte sich mutig über die Klippen zu seinem großen Bruder. Der war mir gerade recht. So kam ich an Trinkwasser, ohne mich über die Klippen in den Fluss stürzen zu müssen.
Dann wurde der Weg noch einmal etwas ungemütlich, aber dann tauchte auch bald schon der Kaitumjaure auf.
Dann ging es an den Kautumjaurehütten vorbei, womit auch wieder der Regen begann, … …
… … und dann kam der knüppelige Abstieg, mit Steinen und Wurzelgeflecht, am Südhang des Sánarcohkka, Richtung Westsüdwest, zur Brücke, die über den Kaitumjåkka, dem Zufluss zum See, führt.
Früher, aber das muss schon in grauer Vorzeit gewesen sein, musste man noch von den Hütten runter, direkt an den See, und dann war rudern angesagt gewesen. Tja, nicht alles war früher besser. Als ich hier das letzte Mal gewesen war, war auf jeden Fall noch pullen angesagt gewesen.
Nun gab es auf jeden Fall hier eine Brücke.
Bevor ich zur Brücke kam, musste ich allerdings noch mal dringend Pause machen. Der Regen wurde stärker, und da ich schon am Anfang der Tour bemerkt hatte, dass meine Kameratasche inzwischen alles andere als wetterfest ist (es wird somit wohl ihre letzte Tour gewesen sein), musste die Kamera wieder in den Rucksack.
Noch schnell ein Foto von der Brücke, aus sicherer Entfernung, und dann ging es weiter.
Und dann hörte der Spaß total auf. Der Regen goss in Strömen, der Weg war nur noch eine Geröllhalde, über die ich stapfte, und links und rechts des Weges waren entweder nur Felsen oder sumpfiges Gelände. Nichts, wo man ein Zelt hätte aufstellen können, und ganz nebenbei, gab es auch keinen Bach, aus dem man trinken konnte. Hier gab es zwar viel Wasser, aber es stand meistens nur dumm herum, floss so gut wie nicht, und wenn es etwas floss, dann durch sumpfiges Terrain.
Ich ging ziemlich missmutig immer weiter. Dann kreuzte, nicht ganz zwei Kilometer hinter der Brücke, der Weg einen kleinen Bach, der von links, vom Livamcohkka herunterkam, und ungefähr fünfzig Meter, vom Weg, bachabwärts gesehen, ragte ein kleiner flacher Hügel aus diesem Felsen und Sumpfgewirr heraus, bei dem man schon aus der Ferne am Bewuchs sehen konnte, dass er aus festem Boden bestand. Ich schlug mich am Ufer des Baches längs, durch das Gebüsch, und war richtig happy, als ich meinen flachen Hügel erreicht hatte.
Der Bach floss direkt an ihm vorbei, und es war wirklich ein herrlicher Platz, vielleicht 15 Meter im Durchmesser, alles außerhalb dieses Kreises war sumpfig, aber das war ja nun egal. Und da immer noch ein Wind wehte, gab es hier auch keine Mücken, denn die hätten mich, bei Windstille, schon längst entdeckt und hätten sich in Massen auf mich gestürzt.
Bereits hinter dem Felsen, oberhalb vom Zelt, fing der Sumpf an. Und hinter mir sah es nicht besser aus. Aber das Zelt stand auf trockenem und festem Boden.
2. September
Ich bin so gegen 6:30 Uhr wach geworden, und nahm mir auch vor, schnell auf die Piste zu kommen, da ich nicht wusste, wie lange der Weg noch so beschissen sein würde, und ich noch einiges schaffen wollte. Trotzdem kam ich erst wieder so gegen 10 Uhr los, da ich doch noch ein bisschen fotografieren musste.
Ich war wirklich nur auf einem kleinen festen Hügel. Gleich hinter mir, wenn man von meinem Standort ausgeht, von wo ich gestern das Zelt fotografiert hatte, war es schon wieder sumpfig. Siehe das nächste Foto, gleich vorne im Bild.
Noch mal ein Blick zurück zum Fluss. Und wie man sehen kann, schien auch die Sonne.
Dann ging es weiter. Der Weg hatte es dann auch erst einmal noch ganz schön in sich. Viel Geeier auf Steinen, und dann begann auch bald der Anstieg zwischen dem Livamcohkka und dem Sánarcohkka.
Weiter oben wurde de Weg dann zwar schnell flacher, aber nicht besser. Ich habe hier einige Wanderer getroffen, die nur Turnschuhe, sicher gute, aber trotzdem nur Turnschuhe, die nicht bis zum Knöchel reichten, trugen, und ich fragte mich, muss ich die nun bewundern, oder sollte ich sie lieber bemitleiden. Ich zumindest wäre bei dem Weg, wenn ich in solchen Turnschuhen laufen würde, schon x-mal umgeknickt und wäre daher nur noch auf allen Vieren vorwärts gekommen.
Im Grunde ging es so die ganze Zeit über die Hochebene weiter. Es gab kaum Höhenunterschiede, aber der Weg selbst hatte es durchaus in sich.
Dann kam langsam der Teusajaure vor mich zum Vorschein.
Oben, als ich an der Abbruchkante stand, hinter der es runter zum See führte, sah ich, dass von der anderen Seite des Sees gerade ein Boot mit einem zweiten Boot im Schlepptau auf meine Seite zu ruderte. Das sah nicht gut aus.
Wäre jemand mit nur einem Boot gekommen, hätte ich davon ausgehen können, dass mindestens ein Boot, oder eben mehrere auf meiner Seite liegen. Da aber der Ruderer ein Boot im Schlepptau hatte, hieß es, er war mit dem letzten Boot von meiner Seite zur anderen Seite gerudert, und brachte nun ein Boot wieder zurück. Bis ich unten bei den Booten sein würde, wäre er sicher schon wieder zurück, zum anderen Ufer.
Und ich hatte recht. Ich war noch dabei den steilen Abhang zum See herunterzusteigen, was ganz nebenbei für meine Gelenke eine Tortur war, da sah ich den einsamen Ruderer schon wieder auf seinen Weg zum anderen Ufer. Sollte in der Zwischenzeit nicht ein anderer Wanderer von der anderen Seite noch auf meine Seite rüber rudern, bedeutete das, dass unten nur ein Boot liegen würde, und ich, wie schon mein Vorläufer, drei Mal über den See rudern muss.
Tja, und selbstverständlich kam kein weiterer Ruderer, und somit fand ich auch nur ein Boot vor, in das ich dann meinen Rucksack, die Wanderstöcke und die Kamera packte, mich na klar auch, und dann ging es über den See, an den Bojen längs, was nicht so ganz klappte. Mehrmals musste ich über meinen Rücken nach vorne schauen, um nicht total vom Weg abzukommen.
Drüben angekommen, schmiss ich den Rucksack, die Stöcke und die Kamera aus dem Boot, band eines der beiden dort vorhandenen Boote an mein Boot hinten dran, und ruderte zurück. Dort habe ich dann das im Schlepp befindliche Boot auf dem Bootsplatz befestigt, und bin wieder zurückgerudert.
Als ich dort wieder angekommen bin, habe ich noch einmal beide Boote, wie sie friedlich nebeneinander liegen, fotografiert. Von da drüben, wo der Bach den Berg runter schießt, bin ich gekommen. Unten am Ufer, ganz klein die Teusajaurestugorna.
Dann noch etwas Stimmung über den See.
Nach einer kleinen Pause ging es dann weiter, und wie es so ist, wenn man vorher auf die Höhe eines Sees heruntergestiegen ist, ging es nun wieder bergauf, aber zum Glück nicht so steil, wie das gegenüberliegende Ufer war.
Als ich wieder an Höhe gewonnen hatte, schoss ich noch einmal ein Foto zurück, zum See.
Inzwischen war auch das Wetter endlich mal richtig gut geworden. So viel blauen Himmel, wie hier, hatte ich auf der ganzen Wanderung bis jetzt nicht zu Gesicht bekommen.
Auf der Hochebene machte der Weg, laut Karte, einen Knick nach rechts, wobei in natura der Weg genauso geradeaus ging, aber dort mit Steinen ein Pfeil nach rechts gelegt war, wo ein schmalerer Weg, wie in der Karte eingezeichnet, nach rechts, vom Weg, abging.
Der Knick auf der Karte und der Pfeil auf dem Boden hatten wohl ihren Sinn, sodass ich ihnen folgte. Und der Sinn war auch bald ausgemacht.
Eine neue Brücke, die hier über den Fluss führte, der von Osten kommend, hier vorbei floss. Ich ging über die Brücke und schoss dann, zurückblickend, ein Foto von ihr.
Und gleich hinter dem Standort, wo ich während des Fotografierens stand, gab es einen wunderbaren Zeltplatz. Das nutzte ich dann auch gleich aus.
3. September
Heute bin ich schon um 7 Uhr wach geworden. Die ganze Nacht über hatte es nicht geregnet. Ich glaube, das war das erste Mal auf dieser Wanderung, dass es die ganze Nacht über trocken geblieben ist.
Da ich relativ früh aufgestanden war, bin ich auch schon um 9:20 Uhr losgekommen. Das dürfte wohl dieses Jahr der Rekord gewesen sein. Inzwischen war es auch wieder bewölkt, sah aber nicht nach Regen aus.
Wie weit ich heute kommen wollte, war mir nicht so ganz klar. In Vakkotavare wollte ich eigentlich nicht übernachten. Da das Wetter auf der ganzen Wanderung eher kalt und ungemütlich gewesen war, waren selbst meine üblichen Katzenwäschen doch sehr mager ausgefallen. Unter Leuten wollte ich mich doch erst wieder begeben, wenn auch eine warme Dusche auf mich warteten würde, und ich danach auch in wirklich sauberer Klamotten steigen konnte.
Aber bevor ich mir darüber ernsthafte Gedanken machte, musste ich sowieso erst einmal los.
Zuerst ging es flussaufwärts weiter, um wieder an die Stelle zu kommen, wo es, auf der anderen Seite des Flusses, vom Hauptweg nach rechts abgegangen war. Dort angekommen ging es wieder auf dem alten Wanderweg weiter. Während der ganzen Wanderung in diesem Jahr waren die Temperaturen bereits immer eher mickrig gewesen, aber heute wehte mal wieder ein extrem kalter Wind, sodass ich den Pullover und die Regenjacke (um den Wind abzuhalten) über zog.
Der Weg war auch, zumindest erst einmal, wunderbar zu gehen, und ich kam gut voran. Die Schräglage auf dem nächsten Foto lag nicht an mir. Links lag der Ráhpattjårro. Wenn das Wetter besser gewesen wäre, wäre ein Tagesausflug auf seinen Gipfel rauf sicher toll gewesen. Vom Gipfel, der immerhin mit 1677 Metern der Höchste hier weit und breit ist, wäre eine Aussicht, nach Nordosten in das Kårsatjåkka-Massiv, nach Westen bis zum Kalllaktjåkka-Massiv und nach Süden bis zum Sarek, möglich.
Das Wetter hielt sich. Es blieb bewölkt, sah aber nicht nach Regen aus. Dann, auf der zweiten Hälfte dieser Strecke wurde der Weg dann wieder richtig steinig, was meinen doch sehr ramponierten Gelenken nicht so gut bekam.
Und weit vorne kamen schon die Berge des Sareks in mein Blickfeld.
Hier auf der Hochebene, die kaum Höhenunterschiede hatte, war es teilweise auch sumpfig, aber da gab es dann die entsprechenden Holzbohlen. Ich war ja auf dem Kungsleden, da war so was Pflicht.
An der kleinen Brücke, die über den Råssejåhkka führt, machte ich noch einmal eine längere Rast.
Nach der Rast ging es weiter, und bald kam die Abbruchkante in Sicht, und unten lag der Suorvajaure.
Dann kam ich an der Abbruchkante an. Und damit es nicht langweilig wurde und alles zu schnell vorbei, ging es nicht einfach steil bergab, sondern es ging auch immer wieder mal ein Stück steil nach oben. Keine schöne Sache für meine angeschlagenen Gelenke.
Irgendwo, da ganz hinten, am linken Bildrand, allerdings auf der anderen Uferseite, liegt Saltoluokta
Gegen 16:45 Uhr kam ich an der Vakkotavare Fjällstugan an. Und kurz überlegte ich, ob ich hier übernachten wollte, ließ es aber, wegen der schon genannten Bedenken, sein.
Somit machte ich mich auf der Straße auf den Weg nach Osten. Nach dem ganzen Herumgeeier im Gelände, war das hier ein wirklich tolles Wandern. Ich war noch nicht lange unterwegs, da gab es auf der Straße einen Strich und die Zahl 17 km. Nach der Karte zu vermuten, sollte das die Entfernung sein, bis zu dem kleinen Ort Vietas, wo die richtig ausgebaute Straße beginnen würde. Jetzt war das zwar auch eine Straße, aber eine ohne Mittel- und Seitenstreifen.
Alle Kilometer kam ein neuer Strich auf der Straße mit einer neuen Zahl, 16, 15, 14, usw. Kurz vor Sourva, ich war ungefähr 8 km gegangen, machte ich an einem kleinen Parkplatz noch eine Erdnuss- und Trinkpause, dann ging es weiter. Immer einen Kilometer nach dem nächsten, bis ich in Vietas den Nullpunkt, oder doch eher den Nullstrich, erreicht hatte.
Ab Vietas gab es dann auch die richtige Straße, also mit Mittel- und Seitenstreifen. Leider hörten die Entfernungsangaben auf der Straße auf, sodass ich, nachdem ich 17 Abschnitte a. einen Kilometer hinter mir gebracht hatte, nur noch einen großen Abschnitt, mit ungefähr 15-17 Kilometern, ohne Unterteilungen, vor mir hatte; was ich nicht so schön fand. Es was etwas Beruhigendes gewesen, ungefähr alle 15 Minuten zu sehen, dass ein weiterer Kilometer geschafft war. So konnte man sich von einem Abschnitt zum nächsten hangeln. Das war jetzt vorbei.
Eine weitere Pause machte ich nicht mehr. Ich hielt höchstens kurz an, um mich, auf meinen Stöcken gestützt, vielleicht so 10-15 Sekunden zu verschnaufen, dann ging es aber immer gleich weiter. Auch wenn ich mich eigentlich wirklich gut und fit fühlte, hatte ich das Gefühl, dass ich, wenn ich den Rucksack erst einmal abgenommen habe, ich mich nicht mehr aufraffen könnte, ihn wieder aufzuschnallen, um weiterzulaufen.
Bereits durch Vietas bin ich schon im Dunkeln gegangen, und so ging es auch im Dunkeln weiter, und nachdem ich gefühlsmäßig langsam auf der Höhe von Saltoluokta angekommen war, achtete ich verstärkt auf einen Abzweig, nach rechts ab. Aber das dauerte und dauerte und dauerte, und da auch kein Kilometerstand auf der Straße angezeichnet war, konnte ich nur schätzen, wo ich war, wobei mir das Gebirge, auf der anderen Uferseite etwas half. Der Taleinschnitt zwischen dem Alep Gierkav und dem Gasska Gierkav war im fahlen Mondlicht zu erkennen. Dann wurde es wieder flacher und die nächste Erhebung musste dann der Lulep Gierkav sein. Aber, auch als ich an ihm vorbei war, waren es immer noch runde 3 Kilometer bis Kebnats. Dann tauchten am gegenüberliegenden Ufer Lichter auf, die nur von Saltoluokta, den Laternen, die dort auf dem Platz stehen, und von dem erleuchten Servicehaus, sein konnten. Nun würde es bald geschafft sein.
Aber da die Einfahrt nach Kebnats östlich von Saltoluokta liegt, ging es noch ein Stück weiter. Endlich kam ein Abzweig nach rechts. Ich holte meine Taschenlampe raus, leuchte auf das Hinweisschild und las, wenn ich ganz ehrlich bin, doch sehr erleichtert, „Saltoluokta.“
Endlich, es ging rechts ab zum Bootsanleger, den ich um 1:30 Uhr erreichte. 8 Stunden und 45 Minuten für 32-33 Kilometer, mit einem 20-Kilo-Rucksack auf dem Rücken, und einem vorherigen Marsch von ungefähr 10 Kilometern im Gelände, mit dem folgenden Abstieg nach Vakkotavare, war doch keine schlechte Zeit.
Tja, wäre ich gestern hier eingetroffen, wäre das erste Boot um 10:30 Uhr gefahren. Seit dem heutigen Tag, inzwischen war ja bereits der 4. September, war Nachsaison, und das erste Boot sollte erst um 12:30 Uhr kommen.
Ich ließ den Rucksack erst einmal am Anliegersteg und ging die Straße zurück, nach links und rechts mit der Taschenlampe leuchtend, um nach einem Zeltplatz zu suchen. Fast schon wieder an der Hauptstraße angelangt, fand ich auch einen. Nach dem ich meinen Rucksack vom Bootsanleger abgeholt hatte, baute ich, im Schein der Taschenlampe, mein Zelt auf.
Und somit war die Wanderung (fast) beendet.
04. September
An diesem Tag erlebte die ganze große Frechheit des Wettergottes. Die Wanderung war vorbei, wenn man mal von den vielleicht 200 Metern bis zum Bootsanleger absah, und es gab einen total blauen Himmel. Keine einzige ernst zu nehmende Wolke war zu sehen.
Tja, und da war ich wieder, bei meinem Lieblingsendpunkt einer Wanderung, und beleidigt schaute ich zum Himmel. Absolutes Blau.
Das Haupthaus
Während des Mittagessens war die Rezeption geschlossen, aber sobald sie wieder geöffnet hatte, buchte ich mich ein und bekam wieder ein Bett in der „Gamla Station“
Es war kurz nach 14:00 Uhr, als ich an meinem Bett des 4- bzw. 6-Bettzimmers (4 Betten sind in dem Raum, aber es geht noch eine Tür zu einem weiteren kleinen Zimmer ab, wo noch zwei weitere Betten stehen) stand. Die, die sich am heutigen Tag von Saltoluokta verabschiedet haben, sind entweder auf Wanderschaft gegangen oder waren mir begegnet, als sie aus dem Boot stiegen, während ich einsteigen wollte, und die, die von einer Wanderung kommen würden, waren noch nicht eingetroffen. Somit war ich, zum Glück aller anderen, alleine. Nur auf einem Bett lag ein Schlafsack, der allerdings leer war.
Ich suchte schnell meine Duschsachen und saubere Klamotten aus dem Rucksack, zog mich so weit aus, dass ich gerade noch, ohne gleich verhaftet zu werden, über den Platz laufen konnte, öffnete ein Fenster, schmiss meine dreckigen und stinkigen Klamotten vor der Hütte an die frische Luft, und beeilte mich, zum Servicehaus und dort unter die Dusche zu gelangen.
Als ich nicht nur sauber, sondern rein war, zumindest fühlte ich mich so, ging es erst einmal zurück zur „Gamla Station“, die Sachen, die vor der Hütte auf einem Haufen lagen, wurden zum Ausschweißen etwas abseits in die Sonne gelegt, auch die Stiefel wurden so hingestellt, dass die Sonne richtig in sie rein schien.
Danach machte ich mich mit einer Tüte Trockennahrung, den Rest der Nudeln und Tee wieder zum Servicehaus auf, um in der Küche mir was zu essen zu machen. Ich hatte an dem Tag noch nichts gegessen, und auch gestern war die letzte Kekspause kurz vor Suorva gewesen, und danach war ich noch einen halben Marathon gegangen.
Nach dem Essen wurden die dreckigen Klamotten geruchsneutral in Plastiktüten verpackt und tief unten in den Rucksack verstaut. Somit war die Wanderung nun endgültig abgehakt. Ich nahm mein Buch, setzte mich gegen einen Birkenstamm, pendelte immer ein bisschen zwischen den Abenteuern, die Arne Murberg in Berlin erlebte, und dem Ausblick, hier über den See, hin und her, und genoss die Ruhe.
Die letzten Tage
Am nächsten Tag machte ich auch nicht mehr viel, und am Tag darauf ging es dann mit dem Bus nach Gällivare. Zwei Mal wollte ich in Gällivare auf dem Campingplatz in dem Vandrarhem übernachten, das war aber bereits verheiratet, also nicht mehr „ledig“, ich bekam dafür eine kleine Hütte, die aber auch nur für eine Nacht frei war, wobei für die zweite Nacht ein Bett im Vandrarhem wieder frei sein würde, was dann auch in einem Einzelzimmer lag.
Tja, noch ein bisschen einkaufen, durch Gällivare stromern, mal wieder in das örtliche Lokalmuseum gehen, und, das allererste Mal, obwohl ich doch auch hier schon öfters übernachtet habe, einmal in den Wald, der hinter dem Campingplatz liegt, und der eine Art Freiraummuseum beinhaltet, mit alten schwedischen Häusern und Höfen, die man vom ursprünglichen Standort abgebaut, und hier wieder aufgebaut hat.
Man muss sich das mal vorstellen. Das war oft der ganze Bauernhof. Links ein Vorratshäuschen, in der Mitte das Haupthaus, rechts ein Stall.
Vielleicht gab es außerdem noch einen Schuppen für Stroh.
Das war es, und drum herum nur Wald. Wald, Wald und noch mal Wald. Der nächste Nachbar wohnte vielleicht einen ganzen Tagesmarsch entfernt. Im Winter meterhoher Schnee, und Wölfe, die ums Gehöft schlichen, und sicher auch gerne in den Stall wollten.
Dann stand in diesem Freiluftmuseum noch das erste Handelshaus (genauer gesagt, Handelsschuppen) von Gällivare. Tja, da haben es ICA und COOP doch inzwischen etwas weiter gebracht.
Irgendwann stand ich dann auf dem neuen Bahngleis 1 in Gällivare.
Das war´s.
Fazit der Wanderung. Sie hat sicher, trotz des schlechten Wetters und des Kungsledens, der nun mal nicht so mein Ding ist, Spaß gemacht, auch wenn es eher eine Wanderung war, die ich nicht zu den herausragenden zählen würde. Aber nicht jede Wanderung kann wirklich toll sein, dafür hängt eben auch zu viel vom Wetter ab. Und geregnet hat es eigentlich jeden Tag, manchmal etwas, oft aber eben sehr viel. Wie schlecht das Wetter war, kann man auch an der Anzahl der geschossenen Bilder sehen. Es war ungefähr nur 1/3 der sonstigen Menge, die ich fotografiert habe.
Flüsse musste ich diesmal nicht durchwaten, aber es hat zumindest einmal ein unscheinbarer Bach dafür gereicht, mich mal im Wasser richtig lang zu legen.
Der Kungsleden hat meine Gelenke sehr beansprucht. Er ist nun mal eine ausgetretene Wander-Autobahn, auf der dort, wo das Gras weggetreten ist, nackte Erde hervorschaut, die der Regen dann nun einmal fortspült, und was bleibt, sind Steine, in jeglicher Größe, Form und Schräglage.
Über den Durchmarsch, von Vakkotavare bis Kebnats, habe ich mich, im Nachhinein, am meisten gewundert. Einmal, dass ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, und dann, dass ich die Strecke von runden 32 km in 8 Stunden und 45 Minuten geschafft habe. Mit den rund 10 Kilometern, die ich an dem Tag bereits vor dem Abstieg nach Vakkotavare gegangen bin, war das immerhin schon eine Marathonstrecke. Sicher, die Zeit war nicht rekordverdächtig, aber dafür gingen die ersten 10 Kilometer auch noch über Stock und Stein, und – auch das sollte man nicht vergessen – wog mein Rucksack, trotz Verlust der meisten Lebensmittel, noch runde 20 kg. Und, der Jüngste bin ich auch nicht mehr.
Mal sehen, was nächstes Jahr auf mich zukommt.
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